Jan01
Koi Herpesvirus
Probleme mit der Koi-Seuche
Koi-Seuche
ihn mit freundlicher Genehmigung des KLAN und Herrn Dr. Bretzinger veröffentlichen:
Frage von Herrn K. aus M.:
während wir für zwei Wochen in Urlaub waren, hat unser Freund und Nachbar, der . sich
ganz rührend um Teich und Fische kümmert, uns als Überraschung einen weiteren Koi in
den erst dieses Frühjahr neu angelegten Teich gesetzt. Kaum eine eine Woche wieder
zurück stellen wir nun fest. dass ein Koi nach dem anderen urplötzlich die Flossen
klemmt, apathisch unter den Seerosenblättern steht und nach wenigen Stunden, spätestens
am übernächsten Tag stirbt. Bei einigen Fischen ist nur eine ganz leichte Hautrötung
und Verschleimung zu sehen, andere wiederum sehen ganz grau belegt aus, noch andere Koi
sehen äußerlich absolut unversehrt aus. Erst nach ihrem Tode zeigt sich ein Bild der
Verwüstung in den Kiemen. Mittlerweile sind die wertvolleren unserer Koi gestorben und
wir wissen uns keinen Rat. Vielleicht können Sie uns helfen? Die Wassertemperatur liegt
bei ca. 21°C, der pH-Wert zwischen morgens 7,5 und abends, 8,0.
Ammonium, Nitrit sind nur in Spuren vorhanden und auch sonst wird der Teich und
Fischbestand nach unserem Gefühloptimal gepflegt.
Lieber Herr K.,
das Krankheitsbild, das Sie beschreiben ist uns nicht neu und in der Kombination der
verschiedenen Symptome trifft es auf eine seuchenhaft verlaufende und nicht direkt
heilbare Krankheit, die sogenannte „Koi-Seuche“ zu.
Vorab sei allerdings festgehalten, dass zunächst erst die Untersuchung eines erkrankten oder
allenfalls ganz frisch toten
Koi eine sichere Diagnose erbringen
kann, insofern handelt es sich bei Ihrem Fall immerhin um Mutmaßungen. Die Koi-Seuche
wird durch ein Herpesvirus, das so genannte „Koi-Herpesvirus I “ (KHV -I)
hervorgerufen, das allem Anschein nach ursprünglich in ganzjährig warmen Regionen
beheimatet ist.
Nach anfänglichen Mutmaßungen über besonders pathogene (krankmachende) Bakterienstämme,
Parasiten, mangelnde Wasserqualität etc. wurden schließlich mit aufwendigen elektronen-
mikroskopischen Untersuchungen die ersten Viruspartikel in den Haut- und Kiemenzellen
erkrankter Koi gefunden. Das Virus ließ sich aber anfänglich nicht mit den üblichen
Zelllinien vermehren, so dass eine weitere Untersuchung der Seuche nicht einfach war, man
war immer auf frisch erkrankte Fische angewiesen. Mittlerweile wurde in Kalifornien eine
permanente Zellkultur von Koi etabliert, mit der das Virus näher erforscht werden kann.
Ein besonderer Gesichtpunkt war hierbei die Absicherung der Diagnose bei einem zweifelhaften
Fall. Auch hier wurden zuerst in USA große Fortschritte gemacht, indem man ein spezielles
Verfahren für KHV-I etabliert hat, die sogenannte »PCR“ oder
Polymerase-Kettenreaktion. Bei diesem Verfahren gelingt der Virusnachweis auch noch aus
verstorbenen Fischen, was allerdings nicht heißen soll, dass schon stark zersetzte Tiere
zur Untersuchung eingeschickt werden sollten!
Wie schon angesprochen, lässt sich die Koi-Seuche nicht direkt heilen, die größten
Überlebenschancen haben Fische, die vor Begleitinfektionen (Parasiten, Bakterien), soweit
möglich, gezielt geschützt werden. Gleichzeitig hat sich eine Temperaturabsenkung auf
ca. 15-16°C als vorteilhaft erwiesen. Dann können durchaus 10-20% des Bestandes – oder
mehr – überleben. Sonst sterben meist alle Koi des Bestandes, gelegentlich überlebt auch
nur der oder die Neuzugänge, über den die Erkrankung eingeschleppt worden war.
Die Möglichkeit der Übertragung ist noch nicht abschließend geklärt, wobei ein Neuzugang
die größte Gefahr darstellt.
Über frisch benutzte Kescher und Transportwasser jedoch ist die Erkrankung wahrscheinlich
auch schon ausgelöst worden. Ein Koi-Bestand kann nur durch sorgfältige Quarantäne von
neuen Fischen geschützt werden (siehe z.B. Sonderheft „Das Beste aus fünf Jahren
KLAN-Koi Magazin“).
Überlebende,gesund erscheinende Koi können das Virus übertragen. Nach Ausbrüchen in Deutschland und
Kaltüberwinterung (4-6°C) im Außenteich jedoch ist im darauffolgenden Frühjahr die
Seuche nicht mehr aufgetreten, sehr wohl jedoch nach Überwinterung der überlebenden
Fische in der warmen Innenhälterung!
Fazit
Größte Vorsicht mit strikten Quarantänebei Neuzugängen! Vorsicht auf Koi-Shows! Vorsicht beim
Kauf von Koi aus unsicheren Herkünften. Ein seriöser Händler, der unter seine teueren
Japan-Koi keine preiswerten Israel-Koi mischt um den Gewinn zu vergrößern, gibt Ihnen
und Ihrem Fischbestand die größt mögliche Sicherheit.
Autor:
Fachtierarzt Dr. Achim Bretzinger, Adresse siehe Tierarztliste