Jun29
Koikauf auf Messen
Hinweise zum Kauf von Koi auf Messen und Ausstellungen
Ein heikles und ein etwas unangenehmes Thema: Koikauf bei einer
Ausstellung. Eigentlich will man ja gar keinen Fisch kaufen, wider
besseres Wissen lockt dann aber doch das eine oder andere (günstige?)
Angebot oder der Koi, den man schon immer haben wollte….
Weil wir wissen, daß es menschlich ist, einer Versuchung auch mal nicht
widerstehen zu können, weil wir uns darüber im Klaren sind, daß ein
Verkaufsverbot für lebende Tiere, leider, unrealistisch ist und weil
wir dennoch hoffen, daß möglichst wenig durch den Zukauf eines neuen
Koi -zum Beispiel auf der InterKoi 2002- bei Ihnen zu Hause passiert,
geben wir aus aktuellem Anlaß ein paar Hinweise:
Gefahr Nummer 1: Koiseuche
Gelegentlich auch „Kiemennekrose“ oder „Herpesvirus-Erkrankung der Koi“ oder „KISS“
genannt, eine Viruserkrankung, die sich seit 1997 in Europa verbreitet
und mit massiven Verlusten einhergeht. Als Viruserkrankung ist sie
nicht direkt heilbar und nur wenige Koi überleben die Erstinfektion.
Überlebende können Virusträger bleiben, also möglicherweise erst nach
Jahren erneut ansteckend werden. Verdächtige Überträger sind Koi aus
Israel, aber auch japanische Koi, die vielleicht für kurze Zeit beim
Händler zusammen mit Fischen aus Israel gehältert wurden.
Wer „Speaker´s Corner“ im KLAN Magazin 4/2001 gelesen hat, der hat
erfahren, daß die Billigangebote mancher Händler sehr teuer werden
können, wenn man sich diese Erkrankung in den Teich holt.
Gegenwehr:
Fakt ist, daß die „Koi-Seuche“ in Israel zuerst auftrat und von dort nach
Mitteleuropa eingeschleppt worden ist. Kaufen Sie beim seriösen
Fach-Händler Ihres Vertrauens. Fragen Sie nach der Herkunft der Koi und
lassen Sie sich diese notfalls schriftlich bestätigen. Fragen Sie noch
genauer nach, ob der betreffende Händler andere Fischarten aus Israel
bezieht! Wer das nicht genau beantworten kann, sollte als Koilieferant
auch bei noch so reizvollen Angeboten für Sie nicht in Frage kommen!
Widerstehen Sie zum Schutz der Fische auf der Messe der Versuchung, bei jedem
Fischbecken ins Wasser zu langen und die Koi zu streicheln! Wer den
Messerummel schon mal beobachtet hat, dem muß klar sein, daß sich auch
der seriöseste Händler dort kaum sicher vor der Einschleppung von
Krankheiten schützen kann!
Waschen Sie sich gründlich die Hände und wechseln Sie die Kleider und Schuhe,
wenn Sie von einer Koimesse nach Hause kommen, bevor Sie zum eigenen
Teich gehen. Trockenheit ist ein guter Schutz, Sagrotan® (z.B.)
beseitigt Herpesviren auch auf der Haut.
Jeder auf einer Messe gekaufte Koi gehört mindestens für 3 Wochen in ein
Quarantänebecken, das eine Temperatur von 18 bis 22°C haben sollte. In
diesem Temperaturbereich ist es am wahrscheinlichsten, daß mitgebrachte
Erkrankungen innerhalb eines überschaubaren Zeitraumes ausbrechen.
Gefahr Nummer 2: Transportschäden
Gerade billige, kleine Koi, aber auch große Fische werden immer wieder durch
unsachgemäßen Transport „verschlissen“. Ammoniakschäden treten auf bei
schlecht genüchterten Koi, aber auch durch Streß und dem damit
verbundenen Eiweißabbau. Sauerstoffmangel führt zu Immunschwächen und
manchmal sogar zur späteren Erblindung. Ganz schlimm für wechselwarme
Lebewesen ist aber die Temperaturschwankung!
Ob es nun kalt oder heiß sein wird im Juni ist fast egal, nach einer Fahrt
im Kofferraum Ihres Autos werden die Wassertemperaturen im
Transportwasser sehr wahrscheinlich ganz anders sein als in den
Messehallen. Wenn Sie bedenken, was die Koi schon hinter sich haben,
bis sie dort in den Verkaufsbecken sind, dann muß Ihnen klar sein, daß
der Weg bis in Ihr eigenes Quarantänebecken eventuell der letzte sein
kann. Temperaturschäden töten Fische übrigens nicht zwingend sofort,
die Schäden können noch nach einigen Tagen zum Tod führen.
Gegenwehr:
Wer billig einkaufen will, dem muß klar sein, daß der Händler die Fische
für Sie vielleicht mit Sauerstoff in eine Plastiktüte verpackt, daß er
aber sicher nicht einen Isolierkarton, eine Styroporbox oder eine Thermotüte
mitgibt. Entsprechend werden die Tiere beim Kauf auch nicht einzeln
oder in kleinen Gruppen verpackt, sondern mit dem Hinweis: „Die kommen
da ja bald wieder raus!“ wird reingepackt, was Platz hat.
À propos Sauerstoff: Haben Sie schon mal darauf geachtet, ob beim
Verpacken erst die LUFT aus der Tüte gedrückt wurde bevor mit reinem
Sauerstoff aufgefüllt wurde? Nur dann ist ein längerer Transport
problemlos zu meistern.
Wenn Sie schon ahnen, daß Sie mit Fischen heimkommen, besorgen Sie sich eine
große Styroporbox (wie sie bei guten Koihändlern zu finden sind)
und sicherheitshalber auch noch ein bis mehrere große wasserdichte
PlastiksäckeWanne für den Kofferraum (Futtermittelhandel).
Eine große, am besten mit Deckel und eine dicke Sonntagszeitung
oder eine alte Decke gehören ebenso zu wichtigen
Ausrüstungsgegenständen für den Fischtransport wie eine Packung
lange Kabelbinder oder eine Rolle Schnur.
Ein kleiner Eimer hat auch schon oft gute Dienste geleistet.
Manch einer hat auch eine kleine Luftpumpe,
die man an den Zigarettenanzünder anschließen kann, die mit einem
Ausströmer die Sauerstoffversorgung gewährleistet. Diese Gegenstände
können aber nur dann nützlich sein, wenn Sie sie im Auto dabeihaben.
Wenn es sehr heiß ist, sollten Sie auf einer längeren Heimfahrt (über 1
Stunde) unbedingt unterwegs mal anhalten und gegebenenfalls einen
kleinen Wasserwechsel machen, falls Ihre Koi nicht mit reinem Sauerstoff verpackt wurden.
Ziel all dieser Maßnahmen ist es, die Wasserwerte inclusive der Temperatur
einigermaßen fischerträglich zu halten. Daher hat es keinen Sinn,
gleich morgens den Händlern die Fische aus der Hand zu reißen, diese
dann aber den ganzen Tag über in den Kofferraum des Autos zu legen und
am Abend heimzubringen! Gekaufte Koi sollten bis zur Abfahrt beim
Händler im Becken verbleiben und nach dem Verpacken unverzüglich heim
in das Quarantänebecken gebracht werden.
Fazit:
Um all den o.g. Aufwand gleich zu vermeiden, kaufen Sie Koi nur im
sauerstoffbefüllten Doppelbeutel und legen Sie den in einen
temperaturisolierenden Karton. So erhältlich bei jedem seriösen
Koi-Händler. Und verringern Sie die Aufenthaltszeit der Fische im
Beutel auf ein Minimum. Die Koi sagen Danke.
Gefahr Nummer 3: Das Transportwasser gehört nicht in Ihr
Quarantänebecken! Oder: Wie man Koi auspackt und angleicht
Wenn der Transportbeutel so lange auf dem Becken geschwommen ist, daß die
Wassertemperaturen angeglichen sind, sollten Sie den Beutel in eine
große Wanne legen und öffnen, das Wasser mit den Fischen schonend in
die Wanne geben und mit einem kleinen Eimer Wasser langsam aus dem
Becken zugeben, in das die Fische einmal eingesetzt werden sollen
(also: Ihr Quarantänebecken!). Nach etwa einer weiteren Viertelstunde
können Sie dann mittels eines sauberen vorne und hinten offenen
Plastikbeutels oder mittels eines Schlauchkeschers (hier kann der
Handel ja mit Sonderangeboten auf der Messe glänzen!) den oder die Koi
mit möglichst wenig Wasser aus dem Becken nehmen und langsam in seine
neue Heimat einsetzen. Lassen Sie den Koi ruhig noch einige Zeit im
Schlauchkescher, die Dunkelheit wirkt beruhigend und danach darf er
sich einen angenehmen Platz im Becken suchen. Futter bitte frühestens
nach 2 Tagen, außer bei Koi zwischen 8 und 15 cm, die sollten am
nächsten Tag bereits wenig aufgefettetes Futter bekommen. Für die
Quantäne weisen wir auf die KLAN Magazine 4/2001 und 1/2002 hin.
Gefahr Nummer 4: Billigangebote von lebenden Tieren…..
….sollten eigentlich jeden abschrecken! Wenn der Händler sie billig verkauft,
waren sie für ihn auch billig, sind dann im Ursprungsland schon billig
gewesen und nicht allzu sorgsam behandelt worden und haben den Händler
auch wenig Unterhalt gekostet. Das heißt zu deutsch: Praktisch vom
Flughafen in die Messebecken, eventuell mit einem Wasserwechsel und ein
paar Tagen Pause in mehr oder weniger geeigneten Becken und
Wasserwerten. Dann der Messeverkaufsstreß und der Transport zu Ihnen
nach Hause. Ist es wirklich so schwer zu verstehen, daß gerade kleine
Koi hier zwangsläufig unter die Räder kommen? Und daß solche Tiere
natürlich jeden nur denkbaren Krankheitserreger multiplizieren?
Gegenwehr und Schlußbetrachtung:
Sie sich ruhig bei einem seriösen Koihändler auf der Messe Ihre Fische
aus. Der Händler wird die reservierten Tiere mit großer Sorgfalt nach
Hause bringen, sie dort mindestens drei Wochen päppeln und pflegen,
damit Sie sie gesund und unbeschädigt mit nach Hause nehmen können.
Solche Tiere sind einen guten Preis wert, denn sie kosten auch den
Händler eine Menge Zeit, Arbeit und Geld.