Apr29
Immunreaktion
Immunreaktionen von Koi – einige Gedanken
Der
Leserbrief eines Koi Halters, dem durch Neubesatz der Altbestand krank
geworden und letztlich gestorben war, hat mir keine Ruhe gelassen.
Ich habe mich dazu mal mit einem Fachmann unterhalten und dabei sehr interessante Hinweise bekommen.
Es ist ein Trugschluß einfach vom menschlichen Krankheitsverlauf
auf den des Fisches zu schließen und zwar aus folgendem Grund. Es
klingt banal, aber der Fisch lebt nun mal im Wasser.
Doch schauen wir zuerst auf den Menschen. Was passiert wenn
wir mit Krankheitserregern in Berührung kommen, was ständig der Fall
ist sobald wir häufig Kontakt mit fremden Menschen haben? Das ist auch
ein Grund warum Personen die viel mit Fremden in Berührung kommen,
häufiger krank werden.
Also, die Krankheitserreger dringen durch Tröpfcheninfektion
(d.h. feine Speicheltropfen in der Luft) in uns ein. Der Körper
reagiert darauf durch die Bildung von Antikörpern oder aber er hat
bereits welche die er nun auf den feindlichen Erreger hetzt. Hat er
schon Antikörper speziell für den Erreger, hat der Mensch sehr gute
Chancen gar nicht erst krank zu werden, die Antikörper entschärfen den
Angriff. Hat er noch keine, wird er vermutlich krank, da der Körper
nicht so schnell neue Antikörper speziell für diesen Erreger bilden
kann. Letztlich kennt jeder von uns den Verlauf einer Erkältung. Erst
wird es langsam schlimmer, dann kommt ein Höhepunkt der Krankheit und
dann wird es langsam wieder besser. Bezogen auf die Antikörper heißt
das, es werden langsam immer mehr, bis es so viele sind, die Krankheit
zu stoppen. Danach werden wir durch diesen Erreger nicht mehr krank,
weil diese Antikörper im Blut bleiben, aber nur in unserem eigenen
(weshalb es so wichtig ist, dass ein Säugling Muttermilch bekommt, in
dieser sind die auch enthalten, wodurch der Säugling ebenfalls gegen
diese Erreger immun ist).
Was hat das ganze nun mit Fischen, speziell mit unseren Koi zu
tun? Bei Koi passiert eigentlich genau das gleiche, sie können sich
infizieren und krank werden. Aber die Sache ist weitaus schwieriger,
weil der Fisch in ständigem Austausch mit seiner Umgebung steht (Wasser
dringt in den Koi ein und wird über den Urin wieder ausgeschieden) und
weil Wasser ein hervorragendes Lösemittel ist.
Der große Nachteil, lebt der Fisch in einem Millieu, wo
ständig neue Erreger auftreten, kann der Halter ihn praktisch nicht vor
dem Kontakt mit den Erregern schützen, sie dringen permanent über das
Wasser in den Koi ein. Zum Vergleich ein Mensch, der kann andere
Menschen meiden womit keine Tröpfcheninfektion möglich ist, die
Immunabwehr Ruhe hat und der Organismus sich erholen kann.
Deshalb ist es so wichtig ein gutes Teichsystem zu haben, das
diese Belastung mit Erregern minimiert, ja vor allem den Erregern einen
schlechten Lebensraum bietet, das Stichwort: Sauberkeit!
Trotzdem wird der Koi unvermeidlich mit Erregern konfrontiert
und dann ist der Verlauf der gleiche wie bei uns Menschen. Entweder er
hat Antikörper oder der Wettlauf zwischen Erreger,- und
Antikörpervermehrung beginnt, leider häufig mit einem Sieg der Erreger.
In dem tragischen Fall aus dem Leserbrief sind ein paar Sachen
zusammengekommen. Es handelte sich um einen mehr als 10 jährigen
Altbestand indem es keinerlei Probleme gab. D.h. die Immunabwehr der
Koi war sozusagen nicht trainiert. Und dann kommen da auf einmal drei
neue Koi mit jeder Menge Erregern in diesen Teich.
Wahrscheinlich wurde auch noch das Wasser aus der Tüte in den
Teich gekippt. Diese alten Koi hatten kaum eine Chance diesen Wettlauf
mit den Erregern zu gewinnen. Es ist genau das gleiche passiert wie bei
den Indianern im brasilianischen Regenwald, die schon an einer Grippe
starben, die den weißen Missionaren nichts anhaben konnte.
Also ist es wohl auch nicht gut, das Immunsystem der Fische gar nicht zu fordern?!
Ein anderer Aspekt. Im Gegensatz zu uns Menschen, findet beim
Fisch der Kontakt mit den Erregern über das Wasser statt, aber auch
Antikörper können über das Wasser übertragen werden, schließlich
befinden Sie sich in den Körperflüssigkeiten, die ja in einem ständigen
Austausch mit dem Teichwasser sind, ein kleiner Lichtblick also.
Das heißt, wenn der Erregerdruck sich im Rahmen hält, dann
besteht durch aus die Chance, das auch Koi die das Antikörper noch
nicht in sich tragen, dieses bekommen können und so nicht erkranken.
Diese Vorgänge muß man also im Hinterkopf haben, wenn man
beabsichtigt neue Fische in den Teich zu einem bestehenden Altbestand
zu setzen. Wohlgemerkt, ich werde niemandem empfehlen, dies ohne eine
ausreichende Quarantäne zu machen.
Wie also geht man vor. Voraussetzung ist eine Quarantäneanlage
mit eigenem Filtersystem. Diese füllt man mit Leitungswasser und lässt
sie einlaufen. Dann setzt man nach einigen Tagen die neu Erworbenen
Fische hinein. Jetzt muß ständig die Qualität des Wassers (Ammonium,
Nitrit, pH) gemessen werden und bei schlechten Werten ein Teil des
Wasser ausgetauscht werden.
Der Filter wird sich nun langsam entwickeln bis er seine
Aufgabe erfüllen kann. In diesem Wasser bildet sich nun eine
Erregerbiologie die die Fische mitgebracht haben, d.h. der Stress für
die Koi ist klein. Aber um diese an den Teich zu gewöhnen müssen sie ja
gegen die dort lebenden Erreger eine Immunabwehr bilden. Deshalb wird
nach etwa einem Monat begonnen, das Quarantänewasser mit Teichwasser zu
impfen. Jeden Tag ein paar Liter mehr. Nach ein bis zwei Wochen, sollte
das Quarantänewasser dem Teichwasser schon sehr ähnlich sein (dies
testet, ob die neuen mit den Erregern im Teich klar kommen werden).
Dann setzt man schließlich als letzte Maßnahme einen Teichfisch in die
Quarantäne und wartet wieder(dies testet, ob der Altbestand mit den
neuen Erregern klar kommt).
Werden jetzt weder die neuen noch die alten Fische krank, dann besteht kein Grund mehr die neuen nicht in den Teich zu setzen.
Die hier beschriebene Methode ist schon ziemlich sicher, ein
Restrisiko bleibt aber immer. Und noch einmal, eine Quarantäne macht
nur Sinn, wenn Sie auch technisch gut ist.
Ich weiß, dies ist alles laienhaft beschrieben, dennoch denke ich das es so in etwa abläuft.