Feb06
Todsünden der Koihaltung
Koihaltung sei Ansichtssache meinen Sie? Ich meine NEIN!
In der Tat, wie überall werden auch hier unendlich lange Diskussionen geführt was richtig ist und was falsch. Und eigentlich kommen diese Diskussionen nie zu einem einvernehmlichen Ende, zu groß sind doch häufig die Eigeninteressen der Meinungsvertreter.
Nachfolgend möchte ich deshalb die Gelegenheit nutzen, die meiner Meinung nach unumstößlichen Tatsachen dessen, was man keinesfalls tun sollte, darzustellen – wohl Wissend, dass man auch mir eine kommerziell eingefärbte Meinung unterstellen wird.
Dabei seien folgende Ausgangspunkte als Voraussetzung definiert:
- Es handelt sich um Koihalter mit wenig Erfahrung oder Anfänger
- Wir reden von Hochwertigen Japankoi
- Kenntnisse über Wasserchemie sind kaum vorhanden
- Die Koianlage ist noch recht jung, d.h. nicht älter als ein bis zwei Jahre
Die Sünden werden nachfolgend in der Wertigkeit wiedergegeben die meiner Meinung nach zutrifft, d.h. zuerst die allerschlimmste Sünde.
Sünde Nr. 1, Koikauf aus vielen Quellen.
Hier handelt es sich mit Sicherheit um die schlimmste Sünde die man begehen kann. Man versetze sich in die Person eines Koihändlers. Wie soll der reagieren, wenn sie mit einem Problem zu ihm kommen, er aber weiß oder dann sieht, dass neben seinen Fischen auch andere im Teich schwimmen? Selbst wenn er nicht ausschließen kann, dass sein Fische gesund waren und wenn er laut Gesetzt in den ersten 6 Monaten nachweisen muss, mangelfreie Fische geliefert zu haben, glauben sie, er hilft gerne. Er wird dies schon alleine deshalb nicht gerne tun weil er denkt, „hier muss ich die Fehler anderer Ausbügeln". Ein weiteres Problem kommt dazu, die mögliche Anzahl an Problem Faktoren wächst durch dieses Kaufverhalten exponentiell. Außerdem gibt es keinen Grund dazu. Es gibt so viele Fische, dass man nur etwas Geduld haben muss um seinen Traumkoi zu finden. Ein guter Händler wird auch immer versuchen, ihnen den zu besorgen.
Leider gibt es im Handel aussagen, das die und die Varietät oder der und der Züchter nur bei einem Importeur zu bekommen sei. Ob das stimmt, kann wohl sein. Aber glauben sie, wenn die Züchter in Japan sehen, dass eine Varietät besonders gut läuft, dann dauert es sicher nicht lange und andere Züchter werden diese auch anbieten, was wiederum dem Kaufpreis gut tut.
Also Geduld ist oberstes Gebot und bleiben sie ihrem Händler treu.
Sollten sie mit ihrem Händler nicht mehr zufrieden sein und wechseln, dann sprechen sie den neuen Händler auf das Thema Fischproblem nach dem Kauf, vor dem Kauf an. Dann werden sie sehen ob und wie er darauf reagiert.
Sünde Nr. 2, verschiedene Leute fragen.
Was meine ich damit? Nun eine Eigenart der Koileute ist die, Sie fragen 10 Personen zu einem Problem und bekommen mindestens 10 Antworten. Das wäre soweit noch nicht schlimm. Was aber oft passiert ist, dass dann die Antworten gemischt werden. Und daraus ein gemischtes Handeln resultiert, meist mit fatalem Ergebnis.
Normalerweise wird ihnen jeder, den sie fragen, eine ehrliche Antwort auf ihre Frage geben, meist resultierend aus der Erfahrung des befragten. Bei ihm hat es halt so oder so funktioniert. Aber ob dieses Handeln, diese Maßnahme kombiniert mit den Erfahrungen und Maßnahmen anderer Befragter ebenfalls funktioniert weiß zunächst niemand. Meist wissen die Befragten noch nicht einmal, dass sie einer von mehreren sind.
Und noch ein Nachteil, wenn sie ihr Handeln dann mischen, wissen sie nachher nicht, was denn nun wirklich geholfen hat, wenn überhaupt.
Deshalb der Rat, wenn sie jemanden um seinen Rat bitten, wenn ihnen jemand einen Tipp geben soll, was wie zu tun ist, dann machen sie es auch genau so (es sei denn, es ist offensichtlicher Unsinn).
Doch Vorsicht, bedenken sie immer, was in einem alten eingefahrenen Teich funktioniert, muss in einer relativ neuen Anlage noch lange nicht funktionieren.
Sünde Nr. 3, es geht auch ohne viel Aufwand!
Nichts höre ich so oft wie diesen Satz. Ich habe es aufgegeben dann zu argumentieren. Meine Antwort darauf lautet, „glauben sie wir bezahlen aus Spass das viele Geld für Wasser, Heizung und Futter wenn es nicht sinnvoll wäre!"
Sünde Nr. 4, Lernresistenz.
Ich kann nur davor warnen, zu glauben, sie brauchen sie kein Grundwissen über Koihaltung, Koigesundheit und Wasserchemie anzueignen. Sie werden zwar der Liebling des Handels mit dieser Einstellung, aber gesunde und schöne Koi werden sie so nicht halten können. Dazu gehört soviel Wissen, dass sie Erkennen, was in Ihrem Wasser vorgeht.
Sünde Nr. 5, umschreibt Teichbaufehler.
Diese sind im Einzelnen:
- Zu kleiner Teich – es gilt, mindestens 1m³ pro Koi
- Zu kleiner Filter – es gilt, zu groß ist nicht schlimm, zu klein bedeutet früher oder später Probleme
- Fehlende Bodenabläufe – es gilt, an einen Koiteich gehören je nach Größe eine gewisse Anzahl Bodenabläufe und mindestens ein Skimmer.
- Fehlende Belüftung – es gilt, ohne geht nicht.
- Fehlende oder zu kleine UV-Lampe – es gilt, je nach Standort für 30m³ 50 bis 100 Watt UV-Leistung, für 60 das doppelte usw..
- Zu geringe Umwälzraten – es gilt den Teichinhalt einmal pro Stunde durch den Filter ist eine Regel die immer funktioniert.
- Strom kostet Geld – es gilt Pumpen, Leitungen und Filtertechnik so auszuwählen, dass hier möglichst effizient geplant wird. Betriebskosten sind viel wichtiger als Anschaffungskosten.
- Zu kleine Rohrdurchmesser – brauchen mehr Pumpenleistung und daraus resultieren größere Pumpen
- Große Oberfläche und geringe Tiefe – es gilt, möglichst wenig Oberfläche, dafür fast überall 2 m tief. An der Oberfläche findet die meiste Auskühlung statt.
- Keine Teichheizung – ist für Japankoi schlicht unmöglich. Die Teichheizung hilft die Temperaturen stabil zu halten, im Sommer für optimale und im Herbst und Frühjahr für annehmbare Wassertemperaturen zu sorgen. Verzichten sie auf die Heizung, werden sie auf Dauer einen höheren Schaden an ihren Fischen und höhere Behandlungskosten haben.
- Technikverliebtheit – es gilt, so wenig Technik wie möglich und so viel wie nötig. Technik kann auch kaputt gehen. Und bitte nur bewährte Technik einsetzen, die ihre Zuverlässigkeit schon bewiesen hat.
Sünde Nr. 6, umschreibt Fehler im Wassermanagement.
Fehlende Messtechnik – ohne ein Photometer werden sie nie wissen was in Ihrem Wasser vorgeht, sondern immer nur glauben. Bedenken Sie ob das die Richtige Ausgangsposition für ihr Handeln sein kann?
- Wasserpanschereien – die Erfahrung zeigt, dass man in einen gut gebauten Teich außer Tonerde nichts aber auch gar nichts zugeben muss. Mittelchen sind kein Ersatz für ausreichende Wasserwechsel! Die einzige Ausnahme bilden Teiche mit sehr weichem Wasser, hier kann es nötig sein, den pH-Wert zu regulieren.
- Abschäumer – ich weiß nicht wie viele Bauanleitungen für Abschäumer ich schon gesehen habe. Bitte seien sie darüber im Klaren, auch der Betrieb eines Abschäumers entbindet sie nicht von Wasserwechseln.
- Nutzung von Regenwasser – wegen der nicht sicher zu stellenden Ungiftigkeit durch eingetragene Stäube verbietet sich die Verwendung von Regenwasser.
- Wasser aus Fischbeuteln – gehört in den Ausguss und nicht in den Teich!
- Zu große Wasserwechsel- bedeuten eine plötzliche Veränderung von Wassertemperatur und Wasserchemismus, das bedeutet für die Koi Stress. Deshalb immer nur soviel Wasser wechseln, dass die Temperatur nicht mehr als ein Grad schwankt.
Sünde Nr. 7, falsche Sparsamkeit
Es gibt nicht wenige die jedes Jahr wieder und wieder Geld ausgeben für neue Fische. Die alten sind eingegangen ohne dem Grund genau auf die Spur zu gehen, oder weil es einfach bequemer ist. Fakt ist, es ist keinesfalls billiger, jedes Jahr neue Fische zu kaufen, als einmal eine vernünftige Teich- und Filteranlage zu bauen. Das Problem sind nur die Anschaffungskosten, die viele Leute abschrecken. Bedenken sie, Anschaffungskosten, darüber muss man einmal schlucken, hohe Betriebs- oder Unterhaltskosten, darüber schluckt man jedes Jahr.
Futter – gehört auch in diese Kategorie. Man glaubt es kaum, aber es gibt Leute die füttern ihre Koi nicht nur mit Billigfutter sondern weil es noch billiger ist, mit Hundefutter. Wie sollen sich ihre Koi richtig entwickeln, wenn sie am wichtigsten sparen, dem hochwertigen Futter? Richtig ist, nicht jedes teure Futter ist auch gut, richtig ist aber auch, ein billiges Futter kann nicht gut sein, weil ein gutes Futter hochwertige Inhaltsstoffe benötigt und die teuer sind.
Wasser – wie oben schon erwähnt ist der beste Filter der regelmäßige Wasserwechsel. Selbst mit einem Abschäumer der funktioniert holt man nicht alle aufsummierten Schadstoffe aus dem Wasser, dies gelingt halt nur mittels Wasserwechsel. Auch hier gilt, regelmäßige Wasserwechsel sind auf Dauer billiger als gesundheitliche Probleme der Koi behandeln zu müssen.
Sünde Nr. 8, Hektik
Koi sind Karpfen und damit sehr anpassungsfähig. Schaut man alleine auf den pH- und den Sauerstoffwert den Koi tolerieren wenn die Anpassung langsam erfolgt, so sieht man dies bestätigt. Dies bedeutet aber auch, dass diese Anpassung sehr langsam erfolgen muss. Es sei ganz deutlich gesagt, ein Koi kann einen Sauerstoffwert von z.B. 5 mg/l problemlos tolerieren, wurde er aber bei 10 mg/l gehalten und wird nun plötzlich in 5 mg/l gesetzt, so kann dies seinen Tot bedeuten. Daraus folgt, dass jede schnelle Veränderung am Teich unbedingt zu vermeiden ist. Dazu gehören große Wasserwechsel, Zugabe von Chemie, Temperaturschwankungen uvm..
Sünde Nr. 9, Ursache und Wirkung!
Was meine ich damit. Nun ich muss oft beobachten, dass Koihaltern beim Umgang mit Ihrem Teich und den Koi jede Systematik fehlt. Das heißt es wird irgendetwas getan und dann auf eine Wirkung geschlossen – ich sage bewusst geschlossen, weil es eben nicht überprüft wurde. Daraus resultieren dann Aussagen die eigentlich nicht haltbar sind. Dies passiert oft nach der Zugabe von Wasserzusätzen, aber genau so oft bei der Verwendung von bestimmten Futtern. Ich möchte mal die Frage stellen, wie viele der Leute die eine solche Aussage getroffen haben, wirklich hingegangen sind und eine chemische Analyse vorher und nachher gemacht haben, die diese Aussage stützt??? Bitte machen sie sich bewusst, dass sie zwar glauben das etwas hilft, aber versuchen sie zumindest für sich selber, objektive Kriterien zu finden, die das belegen.
Sünde Nr. 10, sich abschrecken lassen!
Obwohl ich versucht habe, ihnen deutlich zu machen, dass Koihaltung einen gewissen finanziellen und zeitlichen Aufwand benötigt, man kann es lernen. Wenn man sich darauf einlässt und bereit ist, zu lernen, dann ist es gar nicht so schwer. Dann noch die Unterstützung eines guten Koihändlers und sie haben sicher viel Spass an ihrem Hobby.
Autor: Oktober 2006, Erschienen im KLAN Heft 4/2006