Dez02
Koihaltung im Winter
Koihaltung im Winter bedarf einiger Sorgfalt. Weil unsere Koi wechselwarm sind, müssen wir jeden Stress vermeiden. Stress bedeutet höheren Energieverbrauch bei geringerem Stoffwechsel, eine ungesunde Kombination die jedes Jahr viel Koi das Leben kostet.
Koi sind Poikilotherme[1] Tiere. Daneben gilt bei ihnen die RGT-Regel[2]. Warum ist es wichtig dies zu wissen?
Unsere Koi sind im Teich ständig wechselnden Temperaturen ausgesetzt. Ist der Teich unbeheizt schwankt die Temperatur stärker als wenn er beheizt ist. Aber wechselnde und vor allem sinkende Temperaturen zu beginn des Winters bedeuten eben eine Verminderung des Stoffwechsels der Koi. Dies hat zur Folge:
- Schlechtere Futterverwertung
- Schlechtere Immunabwehr
- Verlangsamung aller Prozesse (auch Wundheilung, Schleimhauterneuerung etc.)
- Erhöhter Energieverbrauch bei schnell wechselnden Temperaturen u.a.
Umso größer die Differenz der Temperaturen ist, umso höher die Belastung der Koi. Nehmen wir ein Zahlenbeispiel, kühlt der Teich von 12°C auf 4°C ab, so benötigen die Koi 30 Tage um diesen Stress zu verarbeiten. Dazu benötigen Sie Energie, diese holen sie aus den Körperfettreserven. Sind diese nicht genügend groß so verendet der Fisch.
Neben diesem einen Faktor Abkühlung sind aber auch alle anderen Stressoren, wie Unruhe, Krankheiten, Parasitenbefall, Wasserqualität für den Verbrauch von Energie verantwortlich. Um so schlechter das Gesamtsystem, um so eher kommt der Koi an seine Leistungsgrenzen.
Die Auswirkungen auf die Stressoren wie der erhöhte Energieverbrauch findet in den nachfolgenden Wochen, dass heißt, auch erst dann sind die Auswirkungen für uns Sichtbar. Das ist gerade für Anfänger immer unerklärlich, warum Fische anscheinend ohne Grund krank werden oder sterben, der Auslöser war Wochen vorher.
Nachfolgende Grafik veranschaulicht die Zusammenhänge die auf die Koi wirken. Wir haben es hier mit einem Geflecht an Beziehungen zu tun. Die Veränderung eines Faktors hat immer auch Auswirkungen auf die anderen Faktoren. Deshalb ist es wichtig, den Teich immer als Ganzes zu sehen.
Quelle: Müller-Belecke, IFB Potsdam
Zusammenfassung: Oben gesagtes bedeutet für uns, besonders zu dieser Jahreszeit sehr vorsichtig mit Allem zu sein, was wir mit den Koi und dem Teich tun. Auf Grund der tieferen Wassertemperaturen sind die Koi viel empfindlicher als bei 23°C, wenn Sie bei optimalen Bedingungen schwimmen. Oben gesagtes bedeutet aber auch, dass man mit einem beheizten Teich das ganze viel entspannter sehen kann.
[1] Als wechselwarm (auch Wechselblüter) oder poikilotherm bezeichnet man Tiere, die keine konstante Körpertemperatur aufweisen. Im allgemeinen, aber nicht ganz korrekter Weise, wird „wechselwarm“ auch mit „ektotherm“ gleichgesetzt, da die meisten poikilothermen Tiere auch ektotherm sind und umgekehrt. („Poikilotherm“ bezieht sich auf die tatsächliche Körpertemperatur der Tiere, wohingegen „ektotherm“ beschreibt, wodurch diese Temperatur zustande kommt.)
Die meisten Tiere sind wechselwarm, beispielsweise fast alle Fische, Amphibien, Reptilien, Insekten und andere wirbellose Tiere. Pflanzen und andere Organismen sind generell poikilotherm (wenngleich es einige Pflanzen gibt, die ihre Wärme zumindest in bestimmten Organen steuern können). Relativ gleichwarm (homoiotherm) sind dagegen Vögel und Säugetiere.
Die Körpertemperatur poikilothermer Tiere entspricht nahezu der Temperatur der Umgebung. Sie sind bei Kälte weniger aktiv als bei Wärme (vergleiche RGT-Regel). Einige poikilotherme Tiere können wiederum durch ihr Verhalten die Körpertemperatur beeinflussen. So suchen viele Reptilien gezielt sonnige oder schattige Plätze auf. Strumpfbandnattern überwintern in dichten Knäueln, sodass sie sich gegenseitig Wärme spenden können. Staatenbildende Insekten, wie Ameisen, Bienen, Hornissen oder Termiten erzeugen Wärme durch Muskelzittern oder sorgen im Stock beziehungsweise Bau durch Lüftung oder Flügelschlag für Kühlung.
[2] Die RGT-Regel (Reaktionsgeschwindigkeit-Temperatur-Regel) ist eine Faustregel in der Biochemie, Biologie, Geologie und Physiologie. Sie besagt, dass sich die Reaktionsgeschwindigkeit verdoppelt, wenn die Temperatur um 10° erhöht wird. Der Q10-Wert dieser Reaktionen, also der Wert für die Beschleunigung der Reaktion bei einer Erhöhung der Temperatur um 10°, ist also annähernd gleich 2.
Es handelt sich dabei um eine Faustregel, die überschlagsmäßig viele Phänomene in Biochemie, Physiologie und Ökologie abzuschätzen hilft. Je nach Enzym–Substrat-System kann der Erhöhungsfaktor auch zwischen 1,5 und 4 liegen. Zudem ist sie auf physiologische Temperaturen beschränkt, also den Temperaturbereich zwischen ca. 274 K (rund 1 °C) und ca. 310 K (rund 37 °C), da darunter Wasser (je nach Gehalt an gelösten Stoffen) gefroren sein kann und darüber viele Enzyme denaturieren. Zudem haben Enzyme in der Regel ein Temperaturoptimum und ein pH-Optimum, bei denen die Enzymaktivität am höchsten ist. Gleichwohl kann man mit der RGT-Regel erklären, weshalb beispielsweise die Photosyntheserate und Produktion von Pflanzen bei niedrigeren Temperaturen geringer ist als bei höheren oder weshalb Karpfen erst ab einer Wassertemperatur oberhalb von 290 K (17 °C) eine nennenswerte Gewichtszunahme zeigen. Ebenso kann man die RGT-Regel benutzen, um die geringe Aktivität von poikilothermen (wechselwarmen) Tieren, zum Beispiel Reptilien, bei niedrigen Temperaturen zu erklären und die blitzartige Reaktion der selben Tiere bei höheren Temperaturen.