Aug.11
Laichzeit bei den KOI
oder wie schaffe ich es, meine Jungen groß zu ziehen?
Mai, Juni, in den meisten Teichen geht es rund.
Temperaturen über 20 Grad, die Männchen scheuchen die Weibchen durch den ganzen Teich, Laichzeit ist angesagt. Und eines Morgens tummelt sich die ganze Bande im Flachwasser herum, über und untereinander wühlen sie das Wasser auf, voller Tatendrang die Art zu erhalten und sich zu vermehren.
Kurze Zeit später,
völlige Ruhe im Teich, die Koi stehen
erschöpft und ruhig im Teich, nur die kleineren sind im Flachwasser und lutschen an allem Möglichen herum. Was war passiert ?
An allen Fadenalgen, Wasserpflanzen und
Laichschnüren sind weißlich-gelbliche, stecknadelkopfgroße rundlicheDinger zu sehen,
die Eier meiner Koi. Und schon beginnt der Kannibalismus. Während die Elterntiere noch erschöpft sind, beginnen die noch nicht laichreifen Koi mit dem fressen der Eier und nach und nach gesellen sich auch die anderen Koi dazu und beginnen ihren noch nicht geschlüpften Nachwuchs wieder aufzufressen. Nun, wie kann ich die Eier retten.
Ich fülle ein Aquarium oder eine Wanne mit dem
Teichwasser und grase nun selber den Teich ab. Die Laichschnüre Fadenalgen, einfacher gesagt überall wo ich Eier sehe nehme ich sie aus dem Teich und ab in die Wanne. Um ein Verpilzen der Eier zu vermeiden gebe ich Malachitgrün in das Wasser. Anschließend sorge ich für eine gute und gleichmäßige Belüftung und gebe einen Aquarienheizer, den ich auf 20 Grad eingestellt habe ins Becken. Dieser Heizer soll Temperaturschwankungen im Becken vorbeugen, denn die sind, wenn sie mehr als fünf Grad haben für die Eier tödlich. So, nach 48 bis 72 Stunden schlüpfen die jungen Koi. Sie sind etwa 3 bis 5 mm groß und gelb.
Meist kleben sie noch an dem Laichsubstrat und sie ernähren sich von ihrem Dottersack. Nach ca. 3 bis 5 Tagen fangen sie an frei zu schwimmen und jetzt beginnt die eigentliche Arbeit.
Zuerst muß das Laichsubstrat aus dem Becken, es
ist ein zu großer Schmutzsammler und erschwert Reinigungsarbeiten wie auch die
Beobachtung der kleinen Koi. Aber vorsichtig und ganz langsam, damit auch ja kein Koi darin zurück bleibt.
Nun beginnt der schwerste Teil der Aufzucht, das
Anfüttern der Koi. Ich selbst habe die besten Erfahrungen mit Infusorien (kann man in jedem guten Aquaristikladen kaufen), frisch gekochtem Eidotter (wird zuerst in einem Glas mit Wasser aus dem Becken aufgerührt und dann durch ein Teesieb ins Becken gegeben) und
mit frisch geschlüpften Artemia gemacht. Artemia oder Salinekrebse sind nicht einfach zu bekommen und frisch geschlüpft fast garnicht. Eine Alternative sind gefrorene Salinekrebse, diese muß man aber mit einem Quirl oder besser einem Zauberstab nochmals zerkleinern.
Gefüttert wird bei 20 bis 22 Grad
Wassertemperatur 5 bis 7 mal am Tag in kleinen Mengen. Wichtig ist die ständige
Beobachtung der Wasserwerte. Einmal Ammonium oder Nitrit im Wasser und die ganze Arbeit war umsonst, da dann fast alle jungen Koi sterben. Wasserwechsel sollte regelmäßig mit temperierten Teichwasser erfolgen. Frischwasser kann die Jungen töten, wenn Chlor oder andere Desinfektionsstoffe darin enthalten sind. Auch Wasseraufbereiter sind nicht gut, sie können die empfindliche Schleimhaut der Koi zerstören. Am besten ist das Teichwasser der Elterntiere, schließlich sind sie darin ja auch geboren, aber auf gleiche Temperatur achten.
Die jungen Koi wachsen sehr unterschiedlich ab,
nach 4 Wochen beginnt dann die erste Selektion. Alles was klein und verkrüppelt ist wird mit einem Teesieb aus dem Becken entfernt und in den Teich zu den Elterntieren als Nahrung gegeben. Dies klingt zwar brutal, ist aber besser als die Tiere abzutöten, denn so hat man der Natur wieder ihren Lauf gelassen. Diese Tiere wären in freier Natur nie groß geworden.
Nach dieser Selektion fange ich an die Nahrung
umzustellen. Dazu zermahle ich mit einer Kaffeemühle Koifutter zu Staubfutter und beginne die Jungen damit zu füttern. Wenn sie einmal dieses Futter angenommen haben hat man es geschafft, das Gröbste ist überstanden.
Nach ca. 3 Monaten sind die Koi schon bis zu 5cm
groß, manche auch noch größer. Das Futter wird nun auf Kleinpallets umgestellt welches mit Vitaminen und Lebertran dreimal die Woche angereichert wird, zusätzlich füttere ich Frostfutter wie Cyclops und Salinekrebse. Jedoch immer auftauen vor der Fütterung, damit sich die Kleinen nicht den Magen verderben.
Anzumerken ist, das die Aufzucht vom Ei zum Koi oder Spitzenkoi nicht einfach ist, oftmals hat man viele Verluste und die Kleinen sind
auch nicht so schön wie die Elterntiere, seien sie nicht enttäuscht, denn sie können
nun mit Stolz behaupten ein kleiner Koizüchter zu sein. Achten muß man wirklich explizit auf die Wasserwerte, einmal Ammonium und / oder Nitrit im Wasser und es rafft den ganzen Bestand dahin, genauso sieht es bei zu starken Temperaturschwankungen aus.
So, nun allen Koimamas und Papas viel Glück bei der Aufzucht wünscht
Mario Barthelme
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Erklärt der verwandtschaftliche Beziehungen, erläutert die Geschichte eines jeden Zuchtbetriebes, zum teil mit sehr alten Bildern, und zeigt auf wie die Koi Zucht sich in Japan etabliert hat. Alle Zuchtbetriebe zeigen auf wie groß ihre Anbauflächen sind mit wie vielen Verpaarungen diese züchten und wie viele einjährige (Tosai), zweijährige (Nisai) und dreijährige (Sansai) produziert werden.
Die Produktionsflächen teilen sich auf in Zuchtgebiet, das sind die flachen meist mit Betonwänden begrenzten Teiche, mit natürlichem Untergrund und in Mudpond dies sind die Teiche für die mehrjährigen Koi welche eine natürliche Uferstruktur aufweisen und zum Teil mehrere Meter tief sind. Auch zeigt es Beispiele wie man früher Koi vermehrt hat im Bezug zu den heutigen Techniken. Dieses Buch ist nicht nur eine spannende Lektüre für den eingefleischten Koi Enthusiasten, sondern auch für jeden der sich für Asien oder speziell für Japan interessiert. Die Berichte zu den einzelnen Zuchtbetrieben lesen sich wie Familiengeschichten sind spannend erzählt und zeigen die Probleme der Generationen in den vergangenen sechzig Jahren.