Apr29
Nitrittests im Test
Von Frau Dr. Sandra Lechleiter, Fachtierarzt für Zierfische
Von Frau Dr. Sandra Lechleiter, Fachtierarzt für Zierfische
Einleitung
Die regelmäßige Messung von Nitrit im Koiteich oder –becken
gehört zu den elementar notwendigen Messungen. Sie ermöglicht Einblicke
in en Stickstoffkreislauf im Wasser, der Funktionsweise des Biofilters,
sie zeigt an, wenn zu viel gefüttert wurde oder zu viele Ausscheider
(Fische) im Becken sind.
Insbesondere in neu eingerichteten Filteranlagen finden sich
geradezu regelmäßig erhöhte Nitritwerte, wenn der Koibesatz schlagartig
ansteigt und/oder die Temperaturen noch unter 15°C liegen. Vereinfacht
gesagt, ist der Nitritwert ein guter Anzeiger für überlastete oder
zusammen gebrochene Biofilter.
Giftig oder nicht giftig?
In der Literatur sind verschiedenste Angaben über die
Fischgiftigkeit von Nitrit zu finden. Bedauerlicherweise sprechen nicht
alle Autoren von der gleichen "Giftigkeit". Mal ist die LD50 (die
mittlere letale Dosis, also die Menge, bei der 50% der Fische mit einer
bestimmten Wahrscheinlichkeit sterben) gemeint, mal werden chronische
(also Schäden nach längerer Einwirkung einer nichttödlichen Dosis oder
Schäden nach einmaliger Aufnahme einer nichttödlichen Dosis) und akute
Vergiftungserscheinungen bei verschiedenen Werten besprochen. Daher
fragt man sich zu Recht, welche Nitritmenge im Teichwasser für Koi nun
noch tolerabel ist, oder ab wann man eingreifen muß. In der Praxis hat
es sich gezeigt, daß die Dauereinwirkung von Nitritmengen größer oder
gleich 0,2 mg/l bei Koi Dauerschäden der Kiemen hervorrufen. Diese
Kiemenentzündungen zusammen mit der durch die Nitritwerte verminderten
Sauerstoffaufnahme in den Körper führen nicht zu sofortigen
Todesfällen, aber bei Langzeiteinwirkung (gemeint sind mehr als etwa 7
Tage) durch den Sauerstoffmangel in den Körpergeweben zu absterbenden
Flossenrändern, Hautinfektionen unter Ausbildung der gefürchteten
Löchern und zu Leber- und Nierenschäden. Das gesamte Immunsystem läuft
nicht mehr optimal und die Anfälligkeit für Krankheiten steigt. Der
Sauerstoffmangel führt daneben auch zu einer schlechteren
Verdaulichkeit des Futters und so zu einer erhöhten Ausscheidung von
Eiweiß, ein Teufelskreis schließt sich.
Funktionierende Filteranlagen, die zu der Fischmasse im Teich
und zu der für diese Koi erforderlichen Futtermenge passen, liefern
Wasserwerte unter 0,05 mg/l.
Wie genau muß man eigentlich Nitrit messen können?
Im Handel sind eine Vielzahl von Nitrittests zu kaufen. Bis auf
die Meßstäbchen, die allenfalls Orientierungshilfen sein können, sind
Nitrittests Tropftests, die durch einen Farbumschlag mittels eines
Farbvergleichs einem mehr oder minder gut ablesbaren Nitritwert
zugeordnet sind. Man kann diesen Farbvergleich auch einer Maschine
überlassen, die photometrisch (also durch Extinktionsmessung) die
entstandene Farbe sehr genau bestimmen kann. Photometer sind relativ
teuer und müssen zu einer guten Qualitätssicherung bei den Messungen in
der Lage sein. Mit der Herstellung von Standardlösungen kann man in
regelmäßigen Abständen überprüfen, ob das Gerät noch genau genug mißt.
Für eine Aussage, ob nun bedenkliche Nitritwerte im Wasser
sind oder nicht, reicht aus meiner Erfahrung heraus ein Test aus, der
0,2 mg/l Nitrit bei allen Wassertemperaturen für ein für einen
normales, ungeübtes Auge ablesbar anzeigt. Dann sollte aber gerade bei
gefährlichen Situationen (neue Anlage und/oder viele Fische auf einmal
eingesetzt und/oder Verwendung von Medikamenten, die Bakterien
schädigen) täglich gemessen werden!
Warum sprechen manche von Nitrit und andere von Nitrit-Stickstoff?
Unter bestimmten Umständen kann der Gesamtstickstoffgehalt
(Nitrat-, Nitrit-, Ammoniumstickstoff plus organisch gebundener
Stickstoff) eines Wassers eine wichtige Dimension sein. Etwa für die
Beurteilung von Oberflächengewässern, z.B. wenn man in Bächen bestimmte
Umweltparameter erheben will, oder für die Kontrolle der Funktionsweise
von biologischen Abwasserreinigungsanlagen und Biofiltern in
Kreislaufanlagen. Der Gesamtstickstoffgehalt im Wasser kann zum
Beispiel auch verraten, wieviel Stickstoff im Fisch bleibt, also wie
gut ein Fischfutter verdaulich ist. Zur Bestimmung dieses Wertes wird
unter anderem auch der Stickstoff bestimmt, der als Nitrit im Wasser
vorliegt (Nitritwert geteilt durch 3,3). Für die Beurteilung der für
die Koigesundheit kritischen Werte sollte man sich darauf beschränken,
vom Nitritgehalt zu sprechen, damit keine Verständigungsfehler
entstehen.
Die getesteten Tests:
Verwendet wurden die Nitrittests der Firmen Hagen, JBL, Merck, Sera, Tetra, und….
Als Kontrolle wurde mein aktuell mittels Standardlösung überprüftes WTW-Photometer (S6) zum Einsatz gebracht.
Getestet wurden die Nitritwerte bei verschiedenen
Wassertemperaturen und in verschiedenen Wasserproben (Aquarium,
Koibecken, Wasserhahn, verschiedene mittels Standardlösung (Fa. WTW,
Art. 1.19899) vorgegebene Nitritwerte). Alle Tests wurden zweimal
hintereinander durchgeführt, um die Reproduzierbarkeit zu überprüfen.
Sie war bei allen Proben und dem Photometer gegeben.
Meßbereiche laut Hersteller:
Hagen: 0,0 – 0,3 – 0,8 – 1,6 – 3,3 mg/l No2 mit Anleitung zur Umrechnung auf den Nitritstickstoff
JBL: 0,0 – 0,025 – 0,05 – 0,1 – 0,2 – 0,4 – 0,6 – 0,8 – 1,0 mg/l Nitrit
Merck: 0,0 – 0,05 – 0,1 – 0,25 – 0,5 – 1,0 mg/l Nitrit
Sera: <0,3 – 0,9 – 1,6 – 3, 3 – 16,5 mg/l Nitrit mit parallel ablesbarem Nitritstickstoff
Tetra: <0,3 – 0,3 – 0,8 – 1,6 – 3,3 und mehr mg/l Nitrit
Nitrittest |
Probe 1, 18°C Standardlösung (0,175 mg/l No2) |
Probe 2, 16°C Wasser + Fischfutter |
Probe 3, 20°C Überbesetztes, unge-filtertes Koibecken |
Probe 4, 10,0°C Koibecken |
WTW Photo Lab S6 |
0,18 mg/l NO2 |
0,50 mg/l NO2 |
1,58 mg/l NO2 |
0,68 mg/l NO2 |
Tetra Nitrit |
< 0,3 mg/l NO2 |
Ca. 0,3 mg/l NO2 |
0,8 mg/l NO2 |
0,3 – 0,8 mg/l NO2 |
Sera Nitrit |
< 0,3 mg/l NO2 |
>0,3 mg/l NO2 |
0,9 mg/l NO2 |
0,9 mg/l NO2 |
JBL Nitirit |
0,2 mg/l NO2 |
0,025- 0,5 mg/l NO2 |
0,8 mg/l NO2 |
0,6 – 0,8 mg/l NO2 |
Hagen Nitrit |
< 0,3 mg/ NO2 |
Ca. 0,3 mg/l NO2 |
0,8 mg/l NO2 |
0,3 – 0,8 mg/l NO2 |
Merck Nitrit |
0,1 mg/l – 0,25 mg/l NO2 |
0,5 – 1,0 mg/l NO2 |
>1,0 mg/l NO2 |
0,25 –0,5 mg/l NO2 |
Nitrittest |
Probe 5, 11,3 °C Schwach besetztes Koibecken |
Probe 6, 10°C Überbesetzte s Koibecken |
Probe 7, 23°C Aquarium |
WTW Photo Lab S6 |
n.n. |
0,14 |
n.n. |
Tetra Nitrit |
<0,3 |
<0,3 |
n.n. |
Sera Nitrit |
<0,3 |
<0,3 |
n.n. |
JBL Nitirit |
<0,05 |
0,05 |
n.n. |
Hagen Nitrit |
<0,3 |
<0,3 |
n.n. |
Merck Nitrit |
<0,05 |
0,05 |
n.n. |
n.n. = nicht nachweisbar
Anwenderfreundlichkeit
Wie man in der Tabelle sehen kann, liegen die Ergebnisse sehr
nahe beisammen. Keiner der Tests hat sich als unbrauchbar oder sogar
unzuverlässig erwiesen. Man kann praktisch mit allen Tests den
Alarmwert von etwa 0,2 mg/l erkennen, wenn man sehr genau hinsieht. In
den kühleren Temperaturbereichen sind Farbumschlagschwächen bei den
Tetra uns Sera Kit vorhanden ,die eventuell dazu führen könnten, dass
der Alarmwert tatsächlich unbemerkt über die 0,3 mg/l Grenze klettern
könnte. In den höheren Bereichen über 0,8 mg/l neigt dafür der Testkit
von Merck dazu, etwa weniger anzuzeigen als tatsächlich vorhanden ist.
Dies halte ich jedoch angesichts dieser Nitrit-Mengen für unerheblich.
Die wirklich gut erkennbaren Farbumschläge liegen bei den
Tests von Hagen, Sera und Tetra erst bei 0,3 mg/l und sind somit für
meinen Alarmwert von 0,2 mg/l eigentlich etwa zu ungenau.
Die höhere Abstufung und Genauigkeit des JBL Tests hat den
Nachteil, daß die Farbabstufungen aus meiner Sicht sehr schwer ablesbar
sind. Leider haben die beiden Farbpaare nicht einmal genau zusammen
gepasst. Auch der Test der Firma Sera ist hinsichtlich der Ablesbarkeit
in den entscheidenden Farbbereichen problematisch. Mit meinen Augen
gesehen ist der Testkit der Fa. Merck in den unteren Nitrit-Bereichen
am besten ablesbar.
Die Tests der Firmen Sera und Tetra (gelb/gelbgrün bis rot),
bzw. JBL und Merck (gelb-orange bis violett) verwenden in etwa die
gleichen Farben, die möglicherweise für den Anwender nicht alle gleich
einfach zu beurteilen sind.
Der Test der Firma Hagen verwendet nur rosa bis violett
Abstufungen, die meines Erachtens sehr gut differenzierbar sind, leider
kann man auch bei diesem Test den Farbumschlag erst bei 0,3 mg/l Nitrit
einem Wert zuordnen.
Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass jede
Farbveränderung während der Standzeit (also nach der Zugabe der
teilweise gefärbten Reagentien) gleichzeitig bedeutet, dass zuviel
Nitrit im Wasser ist! Wenn man hiervon ausgeht, geben auch die Test,
die relativ große Sprünge zwischen den Nitrit-Werten aufweisen aus
meiner sich eine ausreichend gute Orientierung.
Allen die es genauer wissen wollen, empfehle ich entweder
tatsächlich den Merck-Test Nitrit oder die Anschaffung eines
Photometers!
Autor: Dr. med. vet. Sandra Lechleiter