Mrz26
Japanische Gärten Teil 1
Grundlagen Japanischer Gartengestaltung
JAPANISCHE GARTENGESTALTUNG TEIL 1
ein paar Grundlagen von Gesine Jochems
Gestern ging ich wieder mal im Internet spazieren. Unter
dem Suchbegriff „Japanische Gärten“ fand sich so einiges: Artikel, Bücher und
-was mich besonders interessierte- Gartenbau-Unternehmen. Gut, die Geschmäcker sind
sicherlich verschieden, aber trotzdem entsteht bei mir ein ungutes Gefühl, daß beim
Stichwort Japanische Gärten ständig Bilder von bunten Azaleenbüschen, Steinlaternen,
roten Brückchen und Toren, roten Ahornbäumchen in einem bunten Durcheinander
präsentiert werden. Und das nicht nur im Internet. Auch in anderen Medien wie
Gartenzeitschriften, Werbebroschüren von Gartencentern, Asiawochen von Baumschulen –
überall die gleiche Aussage:“ der japanische Garten, eine Oase der Ruhe und
Meditation, kauf die ne rote Brücke und einen Gartenbonsai und du bist schon fast
da!“. Das schmerzt. Besonders, wenn man sich seit 15 Jahren mit dem Thema begeistert
auseinandersetzt und weiß: der japanische Garten ist etwas ganz anderes!
In dieser und den nächsten Ausgaben werde ich versuchen, das schiefe Bild vom japanischen Garten gerade zu
rücken und Vorschläge für eigene Gestaltungen zu geben und zu beweisen, daß man sogar
gänzlich ohne all diese Dinge auskommen kann, die uns als unverzichtbar angepriesen
werden.
Wer schon mal in Japan war oder Bücher über japanische Gärten gelesen hat, wird schnell
erkennen, daß die Voraussetzungen dort ganz andere sind als hierzulande.
Das feuchtwarme Klima Japans begünstigt das üppige
Wachstum von Moos, Azaleen und anderen Gehölzen und Stauden. Die Häuser sind meistens so
angelegt, daß sich Wohnräume durch Schiebetüren ganz zum Garten hin öffnen lassen.
Überhaupt ist die Wertschätzung der Gartenanlage im Vergleich zum Haus viel höher als
hier, was sicherlich mit der grundsätzlichen Einstellung zum Garten zu tun hat: der
japanische Garten ist Teil des Wohnbereichs, das „Draußen“ beschreibt alles,
was außerhalb des meistens mit einer Mauer umgebenden Grundstückes liegt.
Oder anders ausgedrückt: In Japan hat die
Gartengestaltung nahezu denselben Stellenwert wie die Architektur. Oft wird sogar beides
gleichzeitig geplant um einen optimalen Gesamteindruck zu erzielen.
Da bei uns die Reihenfolge der Wertigkeit an erster
Stelle beim Hausbau liegt und der Garten zunächst erst mal das „umgebende
Grün“ darstellt, ergeben sich – will man später in eine „gehobenere“
Gartengestaltung einsteigen – verschiedene Probleme, die ein harmonisches Gestalten oft
erschweren.
Erhöhte, angeböschte Terassen, unterirdische Leitungen, Blickachsen mit
„unschönen“ Ausblicken, verbaute Zugänge zwischen Straße und
Gartengrundstück schränken die Möglichkeiten unter Umständen erheblich ein. Sind Sie
also mit der Planung Ihres Eigenheims beschäftigt, machen Sie sich im Vorfeld schon
Gedanken zum Garten! Stellen Sie sich nicht nur Ihr Haus von außen vor oder wie die
einzelnen Räumlichkeiten später mal innen genutzt werden, sondern immer auch die
Wechselwirkung von innen und außen.
Aber was macht einen japanischen Garten eigentlich aus?
Erst mal: den japanischen Garten gibt es nicht, ebenso wenig wie die deutsche Malerei.
Genauso wie es verschiedene Stilrichtungen in der Malerei gibt, haben sich in Japan
verschiedene Gartenstile entwickelt (die wiederum von vielen Gartengestaltern verschieden
interpretiert wurden):
• TEEGÄRTEN:
Dies sind Gärten, die das in Japan oft zitierte Gefühl von Bergeinsamkeit
vermitteln sollen. Ein verschlungener, enger Pfad führt durch karges Buschwerk. Zäune
und Pforten teilen den Garten in verschiedene Bereiche, die von außen nach innen
durchschritten werden bis zuletzt die Teehütte erreicht wird. Hier lädt der Gastgeber
seine Gäste zur Teezeremonie ein. Die Architektur der Hütte, die Teegerätschaften, der
umgebende Garten und die Zeremonie bilden zusammen ein Gesamtkunstwerk.
• ZENGÄRTEN:
Im Wesentlichen besteht er aus einer Kiesfläche und darin zueinander
arrangierten Felsen.
Der Zengarten, der sich in zenbuddhistischen Klöstern entwickelt
hat, ist meistens eingerahmt durch eine Mauer, Hecke oder angrenzende Gebäude. Während
der Teegarten zu den Wandelgärten gehört, stellt der Zengarten einen Betrachtungsgarten
dar, der z.B. von einer Holzterasse aus wie ein Bild betrachtet werden kann.
Betreten wird er nur um die Kiesflächen zu pflegen und in Mustern zu harken.
• KAISERLICHE GÄRTEN:
In diesen Gartengroßanlagen rund um die kaiserlichen Paläste
findet man großzügige Teiche genauso wie verschwiegene Waldbächlein,
Teegartenbereiche und wertvolle Sammlungen von Felsenarrangements, selbst
landwirtschaftliche Flächen wurden eingebunden.
• TSUBO-NIWA:
Oft nur wenige Quadratmeter groß, wird in diesen Hofgärten, eingerahmt von
Mauern und Gebäuden, eine Atmosphäre geschaffen, die die Enge des Raumes auflöst
durch geschicktes Arrangieren der einzelnen Gartenelemente wie Wege, Steinlaternen,
Wasserbecken, Felsen sowie abstrahierten Landschaftsausschnitten.
Allen Gartenstilen gemeinsam sind Gestaltungsprinzipien, die die japanische Ästhetik und innere Haltung des
Gartengestalters beschreiben.
„Weniger ist mehr“ – die Reduktion auf das Wesentliche ist eine der Grundregeln
bei allen japanischen Gartenstilen. Wer dies nicht beachtet, kann unmöglich einen
japanischen Garten gestalten! Dies bedeutet die Beschränkung auf das absolut Notwendige,
den Verzicht auf Buntes, Verwendung von nur wenigen Materialien, wenigen Stein- und
Pflanzensorten. Dadurch wird Ihr Garten nicht monoton oder langweilig. Die Spannung und
Abwechslung in der Gartengestaltung ergibt sich durch andere Gestaltungsprinzipien: Z.B.
durch das Gegeneinandersetzen von formalen und informalen Elementen. Dies bedeutet
konkret, daß man natürlich Gewachsenes mit vom Menschen Beeinflusstem kombiniert: eine
frei gewachsene Zierkirsche vor geschnittenen Büschen, eckig geschnittene Steinplatten in
einem Weg aus Kieseln, verwitterte Gartenfelsen in einer streng geharkten Kiesfläche,
selbst der Blick aus dem Fenster auf den Garten gehört dazu. Ein weiterer Aspekt:
Planen Sie den „Zerfall“ ein! Das klingt für viele sicherlich ungewöhnlich,
treibt es uns doch ständig das so mühsam Errichtete zu bewahren. An bestimmten Stellen
lohnt es sich aber diesem Trieb nicht nachzugehen. Lassen Sie Steinlaternen, Gartenfelsen,
vielleicht auch ein Holztor oder einen Bambuszaun ungeschützt sich selbst überlassen.
Sehen Sie zu wie sich über die Jahre Moose und Flechten
bilden, sich zu ganz eigenen Strukturen und Mustern formieren.Der Zeitfaktor zeigt sich
aber auch in Gebrauchsspuren und reparierten Stellen, in abgetretenen Steinstufen, in
abgegriffenen Holzgeländern etc. Planen Sie Materialien ein, die mit der Zeit eine Patina
ansetzen, verwenden Sie Naturmaterialien oder verwenden Sie gebrauchte Gartenelemente!
Erst durch diese Dinge erhält ihr Garten mit der Zeit Tiefe und Reife.
Wasser gehört zu jedem japanischen Garten! Für Sie, als
Leser dieser Zeitschrift, sicherlich nichts Neues. Aber auch wer keinen Koiteich sein
eigen nennt, kann mit einem Wasserbecken oder auch ganz abstrakt mit geharktem Kies oder
einem „Trockenbach“ das Element Wasser in seinen Garten holen.
Abstrakt oder real, das Wasser braucht in der Gartengestaltung einen Platz, der ihm entspricht.
Machen sie sich dabei immer bewußt, wie Wasser sich verhält, wie es fließt und wo es sich sammelt,
dann können sie nichts verkehrt machen.
Bei aller ausgeklügelter Planung sollten Sie sich
trotzdem Ihre Spontanität bewahren. Warum nicht bei der Anlage eines Gartenweges den
seltsam gemaserten flachen Findling mit einsetzen. Sorgen Sie hier und da – natürlich
nicht übertrieben – für eine Überraschung, etwas, daß die Ordnung auf erfreuliche Art
ein bißchen ins Wanken bringt. Bei aller Strenge der japanischen Gartenkunst darf die
Lebendigkeit, die Spontanität, vielleicht sogar die Anarchie nicht vergessen werden! Ein
bekanntes Beispiel japanischer Anekdoten läßt diese Haltung anklingen: Der berühmte
Teemeister Rikyu entwarf als erster eine Teehütte in die der Shogun auf allen Vieren
hineinkrabbeln mußte und sich damit automatisch verneigen mußte. Hier wird
deutlich, daß man, wenn man will, über die profane Anlage eines Gartens, weit hinaus
wachsen kann, daß es äußerst spannend und interessant ist, die japanischen
Gestaltungsregeln für sich zu entdecken und umzusetzen, daß es aber auch Spaß macht
Regeln mit einem Augenzwinkern zu brechen.
Über unsere Arbeit kann man sich auch im Internet
informieren!
Firma Roji Japanische Gärten
Reiner und Gesine jochems
Fliederweg 31
16845 Bartschendorf
Tel: 03397086020
www.roji.de
roji.japanische-gaerten@t-online.de
TEIL 2
Die Grundanlage des Gartens: Aufteilung, Geländemodulation, Teich und Hügel,
Abgrenzungen, Gartensteine, Wegeführung
TEIL 3
Den Garten einrichten: Wasserbecken, Steinlaternen, Bepflanzung, Zäune, Tore,
Sitzplätze, Trittsteine und Wegpavimente
Pflege: Schnittmaßnahmen, Kiefern gestalten, Unkraut zupfen und
wie genieße ich meinen Garten trotz all der Arbeit?