Jan01
Der kranke Koi
-Ursachen, Diagnose und Hinweise zur Therapie-
Der Kranke Koi
-Ursachen, Diagnose und Hinweise zur Therapie-
Wer Fische hält, lernt früher oder später das Gefühl der absoluten Hilflosigkeit kennen.
gar bleicher Bäuche, die morgens an der Wasseroberfläche treiben, ist
man sich plötzlich seines mangelhaften Wissens über die Lebensansprüche
seiner schuppigen Freunde bewußt.
Werden die ersten Anzeichen einer Krankheit
gesichtet, wird jeder Fisch möglichst häufig und eingehend auf neue
Veränderungen untersucht, jede träge Bewegung, jedes Scheuern am
Beckenrand argwöhnisch mit den Bewegungen der anderen Fische
verglichen.
Sorgenvoll hört man sich gerne die
Erfahrungsberichte und Ratschläge von Koifreunden an und gierig wird
die Fachliteratur oder zumindest die Packungsbeilagen der
freiverkäuflichen Medikamente gegen die häufigsten Fischerkrankungen
studiert. Früher oder später entscheidet man sich schließlich, daß
diese oder jene Symptombeschreibung am treffendsten ist: die Erkrankung
der Fische hat einen Namen und wirkt schon gleich weniger bedrohlich.
Man beginnt, die Fische zu behandeln, der Erfolg
ist mehr oder weniger zufriedenstellend. Manchmal haben die Fische
Glück, das Medikament wirkt, die Gefahr ist abgewendet, manchmal wirkt
das Medikament jedoch nicht, den Fischen geht es unverändert oder
schlechter, vielleicht treten sogar weitere Todesfälle auf und Panik
macht sich breit.
Immer schneller steht man mit neuen Pulvern und
Mixturen am Beckenrand und es ist nicht mehr genau zu sagen, wer der
Unglücklichere ist – derjenige innerhalb oder derjenige außerhalb des
Teiches. Vielleicht haben die Koi in diesem Fall wirklich Glück,
überleben und gesunden, vielleicht aber auch nicht.
Bevor wir im Fachgebiet mit der Untersuchung
erkrankter Fische beginnen, versuchen wir zu klären, wie es überhaupt
zum Ausbruch dieser Krankheit im Teich kommen konnte. Dafür gibt es
leider viele Gründe, und diese können allein oder in Kombination für
die schlechte Verfassung der Tiere verantwortlich sein. Es wird davon
ausgegangen, daß eine Krankheit in 90% der Fälle nur deshalb zum
Ausbruch kommt, weil die Haltungsbedingungen krankheitsbegünstigend
oder gar auslösend wirken.
Jeder Fisch hat eine einmalige Konstitution, die
sich zusammensetzt aus seiner genetischen Veranlagung, seiner
individuellen Geschichte, d.h. den vergangenen Haltungsbedingungen und
der Umwelt, der er jetzt ausgesetzt ist und die seine weitere
Gesundheit beeinflusst. t Der Koi sollte in seinem Teich in
einem harmonischen Gleichgewicht leben dürfen, eine jede Störung dieses
Gleichgewichtes fordert eine Anpassungsleistung vom Fisch, die ihn
derartig schwächen kann, daß es zum Ausbruch einer Krankheit führt.
Krankheitsauslösende Faktoren:
Wenn uns jemand mit einem kranken Koi besucht,
stellen wir zuerst die Fragen nach den Haltungsbedingungen, der
Teichbeschaffenheit und der Wasserqualität:
· Wie alt ist der Teich, wie groß, wie tief und welche Struktur weist er auf?
· Wie wird er zu welcher Jahreszeit gepflegt?
· Welchen Bewuchs weist er auf?
· Wie hoch ist der Besatz mit Fischen welcher Größe und Art?
·
Was für Wasser befindet sich im Teich, werden die Werte, von
Ammonium, Nitrit und Nitrat, pH und Sauerstoff überprüft?
· Ist eine Quelle angeschlossen, gibt es also Zu- und Ablauf?
·
Wird das Teichwasser gefiltert, , welchen Durchlauf hat der
Filter, welches Filtermedium wurde gewählt, seit wann ist der Filter im
Betrieb und wie wird er gepflegt?
Dieses sind alles Fragen, die auch Sie sich im
Zusammenhang mit einem Krankheitsgeschehen in Ihrem Teich stellen
sollten. Sind die Haltungsbedingungen so, wie sie sein sollten?
Gewähren Sie Ihren Fischen tatsächlich ein Leben oder nur ein Überleben?
Weiter mit den Fragen, die uns Gründe für den Ausbruch einer Krankheit liefern können:
- Fische reagieren sehr empfindlich auf
Schwankungen aller Art, wenn diese zu plötzlich auftreten. Lag
vielleicht eine Störung dieser Art vor? - Wurden die Fische zu schnell aus dem
Winterquartier ins Freie gesetzt, war die Wasserqualität noch nicht
ausreichend oder der Filter noch nicht eingefahren? - Wann werden die Fische mit welchem Futter gefüttert, wie häufig und wie viel wird gefüttert?
- Ist das Thema Haltungsbedingungen
ausführlich besprochen, kommen wir zu den weiteren eventuell
krankheitsauslösend wirkenden Ereignissen: .Wurde ein Fisch ohne
Quarantäne in den Teich gesetzt? - Hat der Reiher oder andere Wasservögel den Teich besucht?
- Haben Sie nach der letzten Ausstellung zu schnell in den Teich gegriffen, ohne sich gründlich die Hände zu waschen?
- Liegt eine akute Vergiftung vor, z.B.
durch Rasendünger, Insektizide, eine ertrunkene Maus oder vielleicht
Dekorationsgegenstände, die besser die Gartenmauer, denn den Teich
zieren sollten? - Gibt es irgendwelche Metallgegenstände im oder am Teich, irgendwelche besonderen Kunststoffe?
Die Gründe, die zum Ausbruch von Fischkrankheiten
führen, sind vielgestaltig und sehr individuell. Das ist ein ganz
entscheidender Punkt, der im Zusammenhang mit der Therapie unbedingt
berücksichtigt werden muß: die Vorschläge für eine dauerhaft wirksame
Therapie sollten ebenso individuell zusammengestellt werden, damit
nicht nur die Symptome, sondem auch die Ursachen einer Krankheit
beseitigt werden.
Nach diesem wichtigen Vorgespräch erfolgt die
parasitologische Untersuchung des Fisches. Die häufigsten
Koikrankheiten der letzten Jahre werden im folgenden kurz vorgestellt.
Weißpünktchenkrankheit
Ichthyophthirius multifiliis, den Erreger der
Weißpünktchenkrankheit, holt man sich gewöhnlich durch ungenügende
Hygiene und fehlende Quarantäne beim Neukauf von Fischen in den Teich.
Die Weißpünktchenkrankheit, wie sie nach ihrem Erscheinungsbild genannt
wird, ist eine der wenigen Krankheiten, die man auch als Laie
zweifelsfrei diagnostizieren kann. Wichtig für die Behandlung ist dabei
ein möglichst frühzeitiger Beginn der Therapie, d.h. so bald die ersten
Punkte gesichtet werden. Ebenso wichtig ist das konsequente Durchhalten
der Therapie, da nur die Schwärmerstadien von Ichthyophthirius
medikamentös zu behandeln sind.
Einzellige Parasiten auf Haut und Kieme
Sogenannte "Hauttrüber" wie Costia, Trichodina,
Chilodonella, oder Glockentierchen wie Epistylis sind
Krankheitserreger, die als hälterungsbedingte Störungen gelten, d.h.
als Erkrankungen, die immer dann auftreten, wenn die Fische durch
mangelhafte Lebensbedingungen geschwächt sind. Das Immunsystem der
Fische ist als Folge nicht mehr in der Lage, einen Massenbefall
abzuwehren. Sehr häufig sind diese Erkrankungen in organisch hoch
belasteten Gewässern zu finden und wenn die Wassertemperaturen im
Frühjahr auf Werte zwischen 13 und 15° C steigen. Während die Einzeller
sich bereits vermehren, sind die Fische in ihrer Immunabwehr durch die
relativ niedrigen Temperaturen und die Winterruhe noch geschwächt.
Bedrohlich sind in diesem Zusammenhang vor allem bakterielle
Sekundärinfektionen der Mikroläsionen, die durch das Eindringen der
Parasiten in die Fischhaut und das Scheuem des Fisches entstehen.
Haut- und Kiemen- Saugwürmer
Gyrodactylus und Dactylogyrns, der Haut- und der
Kiemenwurm, sind beide Plagegeister, die man sich als unerwünschte
Untermieter mit neugekauften Fischen in den Teich einschleppt. Einige
wenige dieser Würmer schaden einem Koi keinesfalls. Doch auch hier
droht bei schlechter Kondition der Fische eine seuchenartige Vermehrung
der Saugwünner. Diese Parasiten besitzen Hakenapparate, mit denen sie
sich tief in der Fischhaut verankern. Als Folge eines Massenbefalls
können kleinere und größere Hautläsionen durch Scheuem und
Sekundärinfektionen auftreten.
Leider neigen vor allem die eierlegenden
Kiemenwürmer, die ohnehin schwerer als die lebendgebärenden Hautwürmer
zu bekämpfen sind, zur Resistenzbildung gegen die handelsüblichen
Medikamente. Eine Erfolgskontrolle der Behandlung sollte unbedingt
durchgeführt werden.
Sekundärinfektionen
Was ist unter dem Begriff der Sekundärinfektion zu verstehen?
Das Immunsystem eines unter schlechten
Haltungsbedingungen lebenden Koi oder das eines durch Handling und
Transport geschwächten Tieres funktioniert nicht mehr in dem Maße, wie
das eines gesunden Tieres. Parasiten, die in die Haut einzudringen
versuchen, können nicht mehr von den Freßzellen in der Schleimschicht
der Haut vernichtet werden. Die Parasiten verursachen durch ihre
Fraßtätigkeit oder die Hakenapparate, mit denen sie sich in der
Fischhaut verankern, kleine Verletzungen, sog. Mikroläsionen, die von
Bakterien besiedelt werden. Es entsteht für den Fisch eine Hautreizung,
er scheuert sich vermehrt am Teichrand und Boden und zerstört damit
seine schützende Schleimschicht noch zusätzlich.
Haben die Bakterien erst einmal eine
Einstiegspforte gefunden, bilden sich schnell größere Infektionsherde,
blutige Schuppenbasen und Flossensäume. Die befallenen Hautstellen, ein
Gemisch aus Parasiten, Bakterien und zerstörtem Gewebe bilden nun den
optimalen Nährboden für Pilze oder Lebewesen des Teiches, die sich
darauf spezialisiert haben, organisches Material abzubauen. Wird dem
Fisch nicht frühzeitig geholfen, endet er als schwimmendes
Nährstofflager, das, in eine Watteschicht aus Pilzhyphen eingepackt,
zum Tode verurteilt durchs Wasser dümpelt.
Verpilzungen
Verpilzungen sind demnach immer als absolutes
Warnsignal zu verstehen, daß eine schwerwiegende Störung im Teich
vorliegt und der Fisch an einer ernsthaften Krankheit leidet. Es muß
dabei sowohl das Symptom behandelt als auch die Ursache analysiert und
behoben werden.
Karpfenläuse und Fischegel
Karpfenläuse und Fischegel (Argulus und z.B.
Piscicola) sind ebenfalls Störenfriede unserer Koi, die vom Halter
selbst erkannt werden können. Aufmerksam wird der Fischbesitzer durch
punktförmige Läsionen in der Fischhaut, meist im Bereich der
Flossenbasen. Diese Verletzungen entzünden sich sehr häufig, da es sich
um recht große, tiefe Wunden handelt.
Kommen die Fische zum Fressen in den Uferbereich,
sieht man die Karpfenläuse als linsengroße, transparente, graubraune
Krebstierchen auf den Fischen sitzen.
Fischegel sind auf Grund der charakteristischen wurmförmigen Gestalt leicht zu identifizieren.
Ganz entscheidend für den Erfolg einer Behandlung
von Egel und Karpfenlaus ist, den Teich vorher zu entkrauten.
Wasserpflanzen dienen Karpfenläusen und Fischegeln als Ansitze, wo sie
auf neue Opfer lauern und Fischegel plazieren ihre Eikokons gerne auf
Wasserpflanzen.
Durch das Ausdünnen des Bewuchses kann der
Infektionsdruck auf die Koi gemildert werden. Ein starker Pflanzenwuchs
verhindert zudem die vollständige Durchmischung des Teichwassers mit
dem Medikament und vereitelt damit die erfolgreiche Bekämpfung des
Befalls.
Kiemen- und Stäbchenkrebs
Andere Krebstiere, wie Ergasiltis, der Kiemenkrebs
oder Lernea, der Stäbchenkrebs, sind aufgrund ihrer Erscheinung
spektakulär, in unserer Praxis aber doch eher selten. Da sie der
Fischkieme und Haut mit ihren Halteapparaten tiefe Verletzungen
zufügen, ist auch ein leichter Befall behandlungswürdig.
Wurmerkrankungen
Auch der Darm der Koi kann von Parasiten befallen
werden. Regelmäßig diagnostizieren wir den Befall mit Bandwürmern.
Meistens handelt es sich dabei um Bothriocephalus, der auch in jeder
Karpfenteichwirtschaft zu finden ist. Der Entwicklungszyklus eines
Bandwurmes verläuft über ein Krebstierchen des Planktons, in dem sich
der Bandwurm zu dem für die Kois infektiösen Stadium entwickelt.
Bandwürmer schleppt man sich mit infizierten Fischen oder Wasser aus
verseuchten Teichen ein. Es ist nicht auszuschließen, daß auch
Wasservögel in ihrem nassen Gefieder befallene Krebstierchen mit in den
Teich transportieren. Routine mäßig wird deshalb bei einer Untersuchung
auch immer der Kot der erkrankten Fische auf Bandwurmeier untersucht.
Der Entwicklungszyklus von Saugwürmern
(Trematoden) oder Kratzern (Acanthocephalen) des Darmes verläuft
ebenfalls über Zwischenwirte. Wie bei Bandwürmern kann ein Fisch oder
ein Wasservogel der Endwirt sein, was bedeutet, daß der Koi sowohl
Träger von Larven als auch von geschlechtsreifen Würmern sein kann.
Normalerweise schädigt ein leichter Befall von Darmparasiten den
gesunden Fisch nicht. Ist der Fisch aber in seiner Kondition
geschwächt, kann ein Befall mit Darmparasiten zu weiteren Infektionen
führen. Ist ein Wurmbefall diagnostiziert worden, empfehlen wir darum
zur Sicherheit auf jeden Fall eine Behandlung.
Bakterielle Infektionen
Die mit Abstand häufigste Erkrankung der Kois in
den Gartenteichen war in den letzten Jahren eine allgemeine bakterielle
Infektion. Der Ausbruch der Infektion war sehr oft auf die mangelhaften
Haltungsbedingungen oder Transportstreß zurückzuführen.
Bei den Erregern handelte es sich meistens um
Aeromonaden, Pseudomonaden, Cytophagaceen oder Mycobakterien. Die
Symptome reichen von plötzlichem, praktisch symptomlosen Versterben
über mehr oder weniger ausgedehnte Blutungen auf der Körperoberfläche
bis zu Symptomen der Bauchwassersucht, in deren Endstadium die Schuppen
des Fisches tannenzapfenartig vom Körper abstehen.
Mycobakterien, die Erreger der sog.
'Fischtuberkulose', kommen in jedem Teich vor. Ob es zum Ausbruch einer
Mycobakteriose kommt, hängt von der Kondition der Fische, also wieder
von den Haltungsbedingungen ab. Der Ausbruch dieser Krankheit ist
häufig das Ende einer langen Leidensgeschichte. Bestände, in denen
Fische an Mycobakterien erkrankt sind, sollten auf weitere Tiere mit
deutlichen Krankheitssymptomen untersucht werden. Erkrankte Tiere
sollten aus dem Bestand entfernt werden, da sie massiv Krankheitskeime
ausscheiden und damit den Infektionsdruck für die noch gesunden Tiere
erhöhen. Werden die Haltungsbedingungen deutlich verbessert, haben die
noch nicht erkrankten Tiere gute Chancen, ein hohes Alter zu erreichen.
Für den Menschen ist eine Fischtuberkulose normalerweise harmlos.
Vereinzelt sind Fälle beobachtet worden, daß Hauterkrankungen auf eine
Infektion mit Mycobakterien zurückzuführen waren.
Besonders wichtig ist, darauf hinzuweisen, daß es
keine wirksame Antibiotika-Therapie gegen Mycobakterien gibt. So
mancher Fischbesitzer hätte viel Geld für Medikamente sparen können,
wenn er vor der Behandlung die Krankheitskeime hätte bestimmen lassen.
Sehr, sehr viele der Fische, die uns mit den oben genannten Symptomen
schließlich vorgestellt werden, sind bereits mit Antibiotika
vorbehandelt worden. Warum ist dieser Umstand ein Problem? Wenn die
Krankheit erkannt wurde, kann man doch versuchen, sie mit den zur
Verfügung stehenden Mitteln zu bekämpfen? Diese Gedanken liegen nahe,
sind aber gefährlich.
Bakterien spielen nicht nur eine Rolle als
Krankheitserreger der Fische, sondern auch aller anderen Tiere dieser
Welt, nicht zuletzt des Menschen.
Resistenzbildung und Resistenzausbreitung
Wird ein Bakterium mit einem Antibiotikum
bekämpft, gegen das es nicht voll sensibel ist oder wird mit der
falschen Dosierung behandelt, kann es zur Resistenzenzbildung kommen.
Nur die anpassungsfähigsten, robustesten der Bakterien überleben, die
sich von dem Antibiotikum in ihrem Wachstum nicht mehr behindern
lassen. Der gleiche Bakterienstamm wird bei der nächsten Behandlung auf
das Antibiotikum überhaupt nicht mehr ansprechen.
Nun haben Bakterien eine unvorstellbar hohe
Vermehrungsrate. Ebenso schnell wird auch die Information der Resistenz
innerhalb des Stammes verbreitet.
Wichtige Informationen werden von den Bakterien
gern in kleine Pakete Erbsubstanz verpackt und an verwandte und nicht
verwandte Bakterienstämme weitergereicht. So kann es dazu kommen, daß
Resistenzen bis zu Bakterien herumgereicht werden, die auch bei
Menschen krankheitsauslösend wirken. Eine Behandlung wird deutlich
erschwert.
Einige Antibiotika werden mit Hilfe des
Stoffwechsels von Bakterien produziert. Solche Bakterien sind natürlich
in ihrem Wachstum von den Antibiotika nicht beeinträchtigt und tragen
diese Informationen in ihrer Erbsubstanz bei sich. Bei der Trennung und
der Reinigung der Antibiotika von den Bakterien kann es passieren, daß
winzige Restmengen dieser Erbsubstanz in den Medikamenten
zurückbleiben. Diese winzigen Restmengen sind normalerweise harmlos,
bei sehr häufigem Gebrauch der Antibiotika können sie
krankheitsauslösenden Bakterien helfen, Resistenzen gegen die
eingesetzten Mittel aufzubauen. Häufig wird mir nicht ohne Stolz
berichtet, daß man bei den Koi jetzt schon dazu übergegangen ist, mit
Antibiotika der neuesten Generation zu behandeln. Der Gefahr, die man
damit in die Umwelt trägt, ist sich kaum jemand bewußt.
Worauf in diesem Zusammenhang nachdrücklich
hingewiesen werden muß, ist die Tatsache, daß Antibiotika nur von einem
Tierarzt nach der entsprechenden Untersuchung der Bakterien und der
Resistenzlage der Keime verschrieben werden dürfen.
Auf keinen Fall sollten diese Medikamente vom freundlichen Koihändler oder -freund abgegeben oder angenommen werden.
Hinweise zur Therapie
Was können Sie tun, um die Gefahr zu minimieren,
sollten Sie doch einmal Antibiotika oder andere Medikamente für Ihre
Fische verordnet bekommen?
Die Fische sollten nicht im Teich mit Medikamenten
behandelt werden, sondern in einem Quarantänebecken, in dem man auch
den weiteren Krankheitsverlauf gut beobachten kann. Das
Behandlungswasser sollte anschließend über Aktivkohle gefiltert werden,
so daß die Antibiotika sicher gebunden entsorgt werden können. Gleiches
gilt natürlich auch für den Einsatz anderer Medikamente.
Sind zu viele Fische im Teich oder ist der Teich
zu tief, um die Fische herauszufangen, können die Fische auch mit einer
Medizinalfuttermischung gefüttert werden, die ebenfalls der Tierarzt
verschreibt. So wird der Eintrag der Substanzen in die Umwelt
reduziert.
Was niemals vergessen werden darf, ist daß
Antibiotika die Bakterien des Teichfilters ebenfalls vernichten.
Deshalb nach einer solchen Behandlung die Wasserqualität täglich
überprüfen und sehr sparsam füttern, bis sich der Filter wieder
regeneriert hat; daß die Medikamente, die die Ektoparasiten töten, auch
das Teichplankton und einen Teil der Filter organismen töten.
Das Absterben dieser Organismen kann zu einer
drastischen Verschlechterung der Wasserqualität führen, daß die meisten
bakteriellen Infektionen Schwächekrankheiten oder Sekundärinfektionen
sind. Wird die Ursache einer solchen Infektion nicht behoben, wird den
Fischen auch mit Antibiotika nicht zu helfen sein; daß Antibiotika
niemals gegen parasitäre Erkrankungen helfen, sondern ausschließlich
gegen bakterielle Erkrankungen, daß nur sehr selten ein einzelner
Parasit für die Beschwerden der Fische verantwortlich ist.
Wirkt das Medikament gegen die einzelligen
Parasiten vielleicht deshalb unzureichend, weil eine Mischinfektion mit
Kiemenwürmern vorliegt?
Bevor sie aber jetzt beginnen, die verschiedenen
Medikamente gleichzeitig in den Teich zu werfen, denken sie bitte an
die Vergiftungsgefahr für Ihre Fische; daß sich kaum eine
Fischkrankheit symptomatisch diagnostizieren läßt. Eine
Nitritvergiftung kann die selben Symptome haben wie ein Befall mit
Kiemenwürmern und bakterieller Sekundärinfektion.
Prophylaxe
Von prophylaktischen Behandlungen mit Antibiotika oder anderen Medikamenten ist dringend abzuraten.
Die beste Krankheitsprophylaxe besteht darin, für optimale Lebensbedingungen in den Koiteichen zu sorgen.
Medikamente sind Gifte, die sowohl die Parasiten
als auch das Teichplankton töten, daß für unsere Fische eine wertvolle
Ergänzung der Nahrung darstellt.
Medikamente stören meist nachhaltig das delikate
Gleichgewicht im Teich, belasten mit Nebenwirkungen die Fische und
reichern sich zum Teil als Schadstoffe in der Umwelt an.
Unnötiger Einsatz und unliebsame Nebenwirkungen
der Medikamente könnten vermieden werden, wenn die Diagnose der
Erkrankung der Kois vor der Behandlung gestellt wird.
Autor: Dipl.-Biol. Susanne Zander