Apr30
Koi einfangen
Wie fange ich einen Koi?
Liebe Koifreunde,
immer wieder hört man von Problemen, die beim Einfangen eines
Koi auftreten. Die Haupt- problematik besteht darin, dass das Keschern
(fangen) des Koi unzureichend vorbereitet wird.
Ebenso werden häufig falsche Geräte benutzt. Man muss sich vorher
Gedanken machen, wie und aus welchen Gründen, unter welchen Umständen
will ich den Koi herausfangen. Man fängt keinen Koi nur um seine Länge
zu messen oder ihn zu wiegen. Diesen Stress sollte man seinen Koi
ersparen. Messen, wiegen, usw. kann man Koi immer dann, wenn sie zu
Behand-lungszwecken oder zum Transport gefangen werden müssen. Wann
muss man nun einen Koi fangen und behandeln? Die Erfahrung hat uns
gelehrt, dass viele Blessuren bei guten Wasserwerten und konstanten
Wassertemperaturen über 18°C von einem gesunden Koi leicht
selbst kompensiert werden. Man wundert sich allerdings immer
wieder, dass da wo kranke Koi sind, die Wasserwerte laut Aussage des
Besitzers alle stimmen und wenn man nach der Filterung fragt, sind
meistens erste Zweifel angebracht. Das möchte ich jetzt aber nicht mehr
weiter vertiefen. Sollte aber eine Behandlung nicht mehr zu umgehen
sein, dann stellt man sich zuerst die Frage nach dem günstigsten
Zeitpunkt.
Muss man einen Koi unbedingt bei sehr hoher Wassertemperatur
fangen? Sollte ein Koi am Tag zuvor, oder gar am Tag des Einfangens
noch Futter bekommen? Ich glaube das verbietet sich von selbst. Unter
solchen Bedingungen fängt man einen Koi nur im äußersten Notfall. Es
würde auch keinem normalen Menschen einfallen bei 35°C im Schatten nach
einem üppigen Mahl einen Dauerlauf mit Sprinteinlagen zu beginnen. So
sieht aber das übliche Keschern nach Koi im Normalfall aus.
Der Koi, ständig auf der Flucht vor dem Kescher über Stock und
Stein, hat nur dann eine kurze Verschnaufpause wenn Herrchens Arme müde
werden. Solche Attacken bringen sensible Koi besonders bei hohen
Wassertemperaturen in ernsthafte Lebensgefahr. Um Koi sicher aus dem
Teich herauszufangen benötigt man je nach Beschaffenheit des Teichs
zwei bis drei Leute, die auch die notwendige Geduld mitbringen. Bei
großflächigen, tiefen Teichen, kommt man nicht daran vorbei mit einem
Netz zu arbeiten. Dieses Netz muss von Teichwand zu Teichwand reichen
und mit Gewichten beschwert am Boden liegen.
So wird nun vorsichtig der Teich durch Verschieben des Netzes
kleiner gemacht, bis die Koi nur noch wenige m² Platz zum Schwimmen
haben. Dann fängt man den Koi vorsichtig mit einem runden, flachen
Kescher und führt ihn behutsam dicht unter der Wasseroberfläche einem
Helfer zu, der ihn aus dem Teich herausnimmt und in die bereitgestellte
Behandlungswanne einsetzt. Ungeübte nehmen bitte zum Herausnehmen einen
sogenannten Strumpfkescher, damit der Koi auch die letzten zwei
Schritte bis zur Wanne unbeschadet übersteht.
Man kann das Behandlungsbecken auch schräg in den Teich halten
und den Koi mit dem Kescher vorsichtig hineinführen. Danach hebt man
die Wanne zusammen mit dem Koi aus dem Wasser. Decken Sie bitte die
Wanne vor dem Herausziehen ab, damit der Koi nicht gleich wieder
herausspringt. Dabei ist zu beachten, dass Wasser + Wanne + Koi viel
Kraft erfordern. Bei kleineren, besser zugänglichen Teichen genügt es,
wenn besagte zwei bis drei Personen mit entsprechend großen Keschern
die Räume eng machen und der Koi wiederum mit dem runden, flachen
Kescher gefangen wird.
Warum schreibe ich immer vom runden, flachen Kescher? Weil er
das einzige Gerät ist, mit dem man einen Koi relativ unbeschadet aus
dem Teich fangen kann. Der Koi kann sich ständig uneingezwängt bewegen
und ist im Wasser sehr leicht zu führen. Natürlich muss der Durchmesser
des Keschers der Länge des Koi angepasst sein. Es gibt aber auch
Kescher in allen Größen, die vornehmlich von Anglern benutzt werden.
Diese Geräte haben sackförmige, tiefe Netze und allenfalls den Vorteil,
dass sie preiswert sind. Diese Kescher gehören nicht zur Ausstattung
eines Koiliebhabers!! Durch diese Kescher können Koi ernsthaft verletzt
werden. Vor allem die Flossen verhaken sich manchmal so stark in den
Maschen,dass der Koi nur noch mühsam befreit werden kann. Das ist schon
eine harte Tortur für einen Koi. Manche erleiden einen regelrechten
Schock bei dieser Behandlung.
Dazu kommt noch, dass größere Koi, wenn sie unten in diesem
Netzsack hängen, sich zu einem mehr als geschlossenen Ring biegen, ja
man hat den Eindruck, dass aus der Biegung schon ein Knick wird. Wenn
dann der Koi auch noch sich verzweifelnd wehrend, in dieser Haltung ein
gutes Stück transportiert wird, um dann mit Schwung in der Wanne zu
landen, wo er dann aus dem Netz geschält wird, ist er in großer
Lebensgefahr. Mir sind Fälle bekannt, wo solche Fänge mit dem Schocktod
des Koi endeten. Auch glaube ich, dass der Koi sich durch die extreme
Verbiegung innere Verletzungen zuziehen kann, die hernach zum Tode
führen können.
Zum Abschluss möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass jedes
Keschern, Umsetzen und Transportieren für Koi ein großer Stress ist.
Geschockte Koi schießen zitternd und drehend wie Geschosse in den
Becken oder Teichen herum und liegen zum Schluss auf der Seite. Auch
nach zu dichtem Transportbesatz kann schon mal ein Koi in dieser Form
auffällig werden. Die einzige mir bekannte Methode solche Koi zu retten
ist, den Koi blitzschnell in einen Transportbeutel mit einem Drittel
Wasser und zwei Drittel reinem Sauerstoff zu stecken, den gut
verschlossenen Beutel dann abgedunkelt lagern und mit viel Glück
schwimmt der Koi dann nach einigen Stunden wieder.
Autor: Willy Quillmann – Quelle: KLAN