K. Schreckenbach
Institut für Binnenfischerei e. V. Potsdam-Sacrow
Das Wachstum, der Gesundheitszustand und die Verluste von jungen Karpfen, werden maßgeblich von den Ernährungs- und Umweltbedingungen während ihrer Aufzucht in den Teichen oder Anlagen bestimmt.
Da bereits im Juli durch den Fraßdruck der heranwachsenden Karpfen in vielen Teichen erhebliche Naturnahrungsdefizite auftreten, ist es in dieser Zeit besonders wichtig, das Naturnahrungsaufkommen zu beurteilen und eine ausreichende Zufütterung durchzuführen.
1. Einschätzung der Naturnahrung
Nachdem sich die heranwachsende Karpfenbrut (K0-v) in den Teichen zunächst von Infusorien (Protozoen) und Rädertieren (Rotatorien) und sehr kleinen Krebstieren ernährt, dezimiert sie später vor allem Wasserflöhe (Daphnien). Anstelle der Wasserflöhe entwickeln sich dann meist große Mengen an kleinen Rüsselkrebsen (Bosminen), deren Stückzahlen von mehreren Tausend pro Liter Wasser selbst bei hohen Besatzdichten bis zu 122 Tsd. K1/ha nicht mehr begrenzt werden (MERLA 1977, 1987). Nur die sestonfressenden Silberkarpfen können diese sehr kleinen Krebstiere noch abfiltrieren (MERLA und MÜLLER 1986). Obwohl die Gesamtmenge des Zooplanktons (z. B. Absetzvolumen) sogar bei steigender K1-Besatzdichte zunehmen kann, verringern sich unter dem Fraßdruck der Karpfen die Daphnien-Stückzahlen derart, daß der Nahrungsbedarf der haranwachsenden K1 meist im Juli und im August nicht mehr angemessen gedeckt werden kann. Schon ab 20 mm Länge fressen die heranwachsenden Karpfen zusätzlich kleine Insektenlarven, sodass auch die Bodennahrung der Teiche (Chironomiden, Tubificiden) bis auf einen nicht mehr ausnutzbaren Rest von 1 bis 2 g/m2 dezimiert wird (Abb. 1). Eine gezielte Förderung der großen Wasserflöhe und der Insektenlarven ist unter dem zunehmenden Fraßdruck der Karpfen nicht mehr möglich. Erfolgt keine rechtzeitige Zufütterung von Getreide oder Trockenmischfuttermitteln, kommt es bei den sommerlichen Temperaturen rasch zu Wachstumsdepressionen, Konditionsmängeln und Erkrankungen der K1. Steigende Karpfenbesatzdichten wirken sich erheblich auf die Menge und Qualität der Naturnahrung in den Teichen aus (BARTHELMES 1969, MERLA 1977). Aufgrund ihres enormen Wachstums bei hohen Wassertemperaturen können selbst geringe K1-Besatzdichten die Naturnahrung derart dezimieren, dass im Juli und August eine stärkere Zufütterung notwendig ist.
2. Zufütterung
Wie aus Fütterungsversuchen und Konditionsuntersuchungen hinreichend bekannt ist, benötigen die jungen Karpfen erhebliche Eiweiß- und Fettmengen für das Wachstum und die Anreicherung von Energiereserven von mindestens 7 MJ/kg im Herbst für die Überwinterung und Wiedererwärmung im Frühjahr (SCHRECKENBACH 1993). Durch die Naturnahrung, die bezogen auf ihre Trockenmasse bis zu 60 % Eiweiß, 32 % Fett sowie 28 % Chitin enthält, können die Karpfen ihren Bedarf an lebenswichtigen Amino- und Fettsäuren., Spurenstoffen und Vitaminen ausreichend decken.
Nimmt die Naturnahrung in den Teichen ab, können die Karpfen nur durch Zufütterung ausreichend ernährt werden. Aus dem Vergleich der auf die Trockensubstanz bezogenen Nährstoffzusammensetzungen der wichtigsten natürlichen Nährtiere der K11 möglich ist. Durch die Verabreichung verschiedener Getreidearten können die Karpfen zwar ergänzend energetisch versorgt werden, aber es kommt bei längerer Verfütterung ohne einen Naturnahrungsanteil von mindestens 30 % zum Eiweißmangel, zu Wachstumsdepressionen und zu Leberverfettungen. Erst Trockenmischfuttermittel können diesen Mangel ausgleichen. Dabei ist zu beachten, dass energetisch unausgewogene Futtermittel mit hohen Eiweiß- aber geringen Fettgehalten vom Typ des Mischfutters 1 eine starke energetische Nutzung von Eiweiß und eine hohe Ammoniakbelastung zur Folge. Diese Ernährung begünstigt das Auftreten von Kiemennekrose im August sowie von Energiemangels im folgenden Frühjahr (SCHRECKENBACH & SPANGENBERG 1987). Energiereiche extrudierte Futtermittel mit hohen Protein-, Fett- und Kohlenhydratgehalten vom Typ des Mischfutters 2 können die Blutzuckerregulation der jungen Karpfen überfordern (SCHRECKENBACH 1994). Erst das Mischfutter vom Typ 3 entspricht weitgehend der Naturnahrung und sichert bei hohen Protein- und Fettgehalten sowie ausgewogenem Energie/Protein-Verhältnis von 0,4 MJ verdauliche Energie je % Rohprotein das beste Wachstum, die höchste Kondition und den stabilsten Gesundheitszustand der K1 (Abb. 1). (Cladoceren, Chironomiden) mit den künstlichen Futtermitteln auf der Basis von Protein, Fett und Kohlenhydraten wird deutlich, daß durch die Getreidezufütterung keine ausgewogene Ernährung der heranwachsenden K