Zusammenfassung eines Vortrages von Herrn Untergasser, anlässlich eines Klanstammtisches
Über Inhaltstoffe im Koifutter
Auf dem Klan-Stammtisch am 2. April 06
in Krefeld hielt der Herr Untergasser, wissenschaftlicher Mitarbeiter
der Fa. Sera, einen sehr interessanten Vortrag über Koi-Futter.
Firma Sera hat Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen in ihrem
Labor beschäftigt, die sich gründlich deutsch mit der Entwicklung,
Zusammensetzung und Verwertbarkeit von Fischfutter beschäftigen. Die
Firma ist in vielen Bereichen zertifiziert, sie legt besonderen Wert
darauf, dass bei der Herstellung der verschiedensten Futtermittel für
die Aquarien- und Teichfische Lebensmittel-Standards gelten. Einiges,
was ich behalten habe und was für mich interessant war, möchte ich hier
wiedergeben:
Futtermittel
bestehen wie unsere Nahrung aus Eiweiß (Protein), Fett und
Kohlenhydraten. Die wichtigste Futterkomponente für ein gesundes
Wachstum der Fische sind die Eiweiße. Die Fette dienen als
Energiereserve und die Kohlenhydrate als Energielieferant. Fische
benötigen besonders hochwertige Kohlenhydrate, da sie für die
Herstellung der Schleime benötigt werden. Haut- und Darmschleim sind
die hauptsächlichen Abwehrbarrieren gegen Krankheitserreger.
Eiweiße
bestehen aus dreidimensional vernetzten Ketten von Aminosäuren. Für die
Ernährung sind 21 verschiedene Aminosäuren relevant. Einige sind
essentiell, das heißt, sie müssen mit der Nahrung aufgenommen werden.
Es sind unvorstellbar viele Protein-Variationen möglich (21 hoch 21),
durch unterschiedlich lange Ketten einzelner Aminosäuren steigen die
Variationsmöglichkeiten nahezu ins Unendliche. Die Proteine, die
verfüttert werden, werden während der Verdauung in ihre Bestandteile,
den Aminosäuren, zerlegt. Jede Art von Lebewesen baut aus diesen
Aminosäuren seine eigenen, artspezifischen Proteine. An einem einfachen
Beispiel soll das näher erläutert werden:
AAAA BBBB CCC DD
AAAA BBBB CCC DD
AAAA BBBB CCC DD
Die
obigen Reihen soll die Moleküle von drei Proteinen darstellen, die sich
aus vier verschiedenen, mit A, B, C und D gekennzeichneten, Aminosäuren
zusammensetzen. Aus den aufgelösten Aminosäuren baut sich ein
Organismus, z. B. der eines Koi, seine artspezifischen Proteine:
AAAA BBBB CC DDD
AAAA BBBB CC DDD
Die
artspezifischen Proteine in diesem Beispiel weichen von den Proteinen
ab, die als Futter verabreicht wurden, ein C weniger und ein D mehr. Da
die artspezifischen Proteine drei D Aminosäuren brauchen, können aus
den drei Proteinen nur zwei neue gebildet werden. Übrig bleiben die
Aminosäuren, aus denen keine artspezifischen Proteine mehr gebildet
werden können:
C B A C B A C
A C B A C B
Diese
übrig gebliebenen Aminosäuren kann der Organismus nicht weiter
verarbeiten und scheidet sie aus. Es ist deshalb wichtig, dass man bei
jeder Tierernährung nach Möglichkeit solche Proteine als Futter
verabreicht, die annähernd rückstandslos verarbeitet werden können. Die
Ammoniumausscheidung, und damit die Wasserbelastung durch Nitrat,
verringert sich messbar. Die eingesetzten Mengen hochwertiger Proteine
im richtigen Verhältnis zu hochwertigen ungesättigten Fettsäuren und
Kohlenhydraten führen dann zu einer optimalen Gewichtszunahme, ohne
dass die Koi verfetten. Dieses Verhältnis hängt jedoch stark von den
Temperaturen des Wassers ab, da z.B. bei niedrigeren Temperaturen die
Verdauungsenzyme träger reagieren. Gutes Koi-Futter ist daher von der
Zusammensetzung auf die Wassertemperatur abgestimmt, so dass zu den
verschiedenen Jahreszeiten eine optimale Verdauung gewährleistet ist.
Rohstoffe für
billige Futtermittel sind u. a. Kutterbeifänge, Abfälle aus der Fisch-
und Fleischindustrie (Fischnebenerzeugnisse) sowie Sojabohnen und
Maismehl. Bei hochwertigem Koifutter dient u.a. vollwertiges Fischmehl,
Krebs- und Muschelfleisch aus den arktischen Meeren als Protein- und
Fettbestandteil. Auf gar keinen Fall darf Fleisch von Warmblütern an
Fische verfüttert werden. Derartige Proteine führen aufgrund des stark
verschiedenen Aminosäureverhältnisses zu sehr schlechter Verwertbarkeit
und hoher Wasserbelastung. Fette von Warmblütern enthalten keine
ungesättigten Fettsäuren und sind bei tieferen Temperaturen nicht mehr
fließfähig. Solche Fette führen beim Fisch zu schlechter Kondition und
erhöhter Krankheits- und Sterberate im Frühjahr. Im Fisch stockt
solches Fett bei kalten Temperaturen und kann vom Organismus nicht
verarbeitet werden. Ein hoher Anteil ungeeigneter Fette und
Kohlenhydraten in der Nahrung von Koi führen zu Verfettungen in der
Leibeshöhle und zu einer krankhaften Fettleber. Nur Fette mit hohem
Anteil ungesättigter Fettsäuren, die bei vier Grad noch fließfähig
sind, sind für Koifutter geeignet.
Die
hochwertigen Kohlehydrate erhält das Koifutter durch Rohstoffe wie
Meeresalgen, Spirulina, Haematococcus-Algen, Brennessel, Paprika,
Karotten, Heil- und Gewürzkräutern. So dient auch Knoblauch der
Stärkung von Abwehrkräften. Die hochwertigen Kohlenhydrate der Zutaten
kräftigen die Schleimhäute und stärken den Hautschleim. Die Zutaten
müssen so gewählt werden, dass sie in der kalten Jahreszeit verdaut
werden können und nicht zu Gärprozessen führen. Einer der wichtigsten
Zusatzstoffe für Koifutter ist Spirulina, eine Mikroalge, die zu über
50% aus Proteinen besteht und alle essentiellen Aminosäuren enthält. Daneben finden sich β-Karotin – eine Vorstufe des Vitamin A -, B-Vitamine, Vitamin E sowie hohe Werte für Calcium, Eisen und Magnesium.
Spirulina fördert die Pigmentbildung, bewirkt also eine intensivere
Farbausbildung sowohl in Brillanz wie auch in klarer Farbtrennung.
Häufig
kommt es zu Schwächungen der Darmschleimhaut durch ungeeignete
Nahrungszusammensetzung und Gärprozesse. Insbesondere für den Fisch
unbrauchbare Kohlenhydrate führen zu diesen Schwächungen. Dem Fisch
fehlen in der Mangelsituation Kohlenhydrate, aus denen die Schleimhaut
des Darmes die verstärkenden Schleimkomponenten aufbaut. In der Folge
kommt es zu Infektionen, weil Bakterien die Darmschranke überwinden
können. Blutige Entzündungen und mangelhafte Verdauung sind die Folge,
wenn die mangelhafte Ernährung erhalten bleibt. Wird die Ernährung noch
rechtzeitig umgestellt, kann der Fisch sich erholen. Dafür sind
Futtermittel mit hohem Spirulinaanteil besonders geeignet.
Ich
möchte hier nicht den Eindruck erwecken, ich sei ein Futterexperte. Oft
genug habe ich verwirrt und ratlos vor den riesigen Futterangeboten des
Handels gestanden. Natürlich wurden in dem Vortrag auch die
verschiedenen Koi-Futter der Fa. Sera erwähnt. Ich hatte aber immer das
angenehme Gefühl, dass in erster Linie interessante Informationen rüber
kamen.
Am
Ende des Vortrages führte Herr Untergasser den sera Koi Snack, ein sich
seit zwei Jahren auf dem Markt befindendes Produkt, vor. Es handelt
sich um einen etwa 15 cm langen Leckerli-Stick, mit einem hohen Anteil
von Krebsfleisch. Damit sollen Koi angelockt und bewegt werden, aus der
Hand zu fressen. Um die Reinheit und die Qualität unter Beweis zu
stellen, verzehrte Herr Untergasser zum allgemeinen Vergnügen vor
unseren Augen einen Stick.
Ich
war von dem Vortrag sehr angetan und hoffe, dass auch für andere
Koi-Freunde diese Ausführungen von Interesse sind. Ich habe gelernt,
dass die Inhaltsangaben auf den Packungen in der Regel keine
Rückschlüsse auf die Qualität zulassen. Wenn einer weiß,
wie man praktisch herausfinden kann, wie sich gutes Koi-Futter von
weniger gutem unterscheidet, wäre ich für eine Rückmeldung dankbar.
Autor: Erhard von Oepen, April 2006