Dez29
Die Kiemen
Das wichtigste Organ des Koi, die Kiemen!
Die Kiemen
Eines der wichtigsten Organe des Koi. Deshalb ist es sehr
wichtig etwas über den Aufbau, die Funktion und die Wechselwirkung mit dem Umfeld
(Wasser) zu erfahren.
vergleichbar der Lunge des Menschen. Neben der Sauerstoffaufnahme aus dem Wasser haben die
Kiemen aber noch einige andere wichtige Aufgaben beim Fisch zu erfüllen. So werden über
die Kiemen gelöste Stoffe aus dem Wasser aufgenommen und ins Wasser abgegeben.
Dabei ist die
Kieme ein sehr effizientes Organ im Gasaustausch (der Aufnahme des Sauerstoff aus dem
Wasser und Abgabe von Kohlendioxid ins Wasser) und trägt massgeblich zum überleben des
Koi bei.
Bild links: Kieme eines gesunden Fisches.
Wenn man sich eine Kieme einmal anschaut, sieht man wie
gut sie an die zu erfüllenden Aufgaben angepasst ist.
- Eine sehr feine Struktur mit hunderten von Filamenten
sorgt für eine sehr große Oberfläche. - Eine blutrote Farbe ist der beste Indikator für eine gute
Durchblutung und zeigt wie dünn die Membrane zum Gasaustausch ist.
Die große Oberfläche und die dünne Membran sorgen für
die hohe Effizienz der Kieme die kleine Menge an gelöstem Sauerstoff überhaupt aus dem
Wasser zu absorbieren. Zum Vergleich, Luft hat 200 ml Sauerstoff pro Liter, Wasser hat nur
10 ml pro Liter immer vorausgesetzt man hat ein sehr gutes mit Sauerstoff angereichertes
Teichwasser. Koi sind in der Lage etwa 80% des Sauerstoffs aus dem Wasser aufzunehmen das
durch ihre Kiemen strömt, unsere Lungen hingegen können nur etwa 14% absorbieren.
Kiemen absorbieren Sauerstoff und geben Kohlendioxid an
das Wassser ab, dies geschieht durch Diffusion. Diffusion ist ein passiver Prozess für
den der Koi keine Energie aufbringen muss. Sie geschieht alleine durch das Bestreben der
Moleküle von einem Ort höherer Konzentration zu einem Ort niedriger Konzentration zu
streben zum Zwecke des Konzentrationsausgleich. Um so größer dieser
Konzentrationsunterschied umso höher die Diffusionsgeschwindigkeit.
Was bedeutet dies für den Koihalter?
Ganz einfach, umso mehr Sauerstoff im Wasser gelöst ist
umso einfacher ist es für den Koi diesen über die Kiemen ins Blut aufzunehmen. Umkehrt
ist durch den höheren Kohlendioxidgehalt im Blut als wie im Teich eine leichtere
Diffusion dieses Gases zurück in den Teich möglich.
Welche andere Aufgaben hat die Kieme noch?
Mehr als 90% des durch Stoffwechsel produzierten
Ammoniums wird durch die Kiemen ausgeschieden. Wenn das Blut in den Kiemen sauer ist, dann
in der Form von Ammoniumionen, die das Blut durch die ultradünne Kiemenmembran verlassen
um von einem Ort hoher Konzentration im Blut zu einem Ort niedriger Konzentration im
Wasser zu diffundieren.
Koi scheiden Ammonium aus weil es giftig ist und die
Organge belastet. Wenn nun ein Teich bedingt durch das Neuteichsyndrom(Filter nicht
eingefahren), Überfüttern oder mangelnde Teichhygiene einen hohen Ammoniumgehalt
aufweist, sinkt das Konzentrationgefälle auf gefährlich niedrige Werte und der Koi ist
nicht mehr in der Lage Ammonium auszuscheiden. Dies kann in Extremfällen dazu führen,
das der Ammoniumwert im Teich höher ist als der im Blut des Koi, womit die Diffusion in
umgekehrter und nicht gewollter Richtung abläuft. Dies führt zu großen Problemen und
kann mit dem Verlust der Koi enden.
Koi durchspülen Ihre Kiemen durch eine kombinierte
Bewegung des Mauls und des Kiemendeckels. So wird das Wasser an den Kiemen vorbeibewegt.
Schaut man genau hin, kann man bei geöffnetem Kiemendeckel die Kiemenlammellen erkennen.
Diese sollten blutrot sein. Dabei kann die Farbe ein Indikator für den Gesundheitszustand
des Fisches sein.
Braune Kiemen
Braune Kiemen bedeuten braunes Blut, denn die Farbe die
man sieht ist ja nicht die der Kieme sondern das durch die dünne Membran scheinende Blut.
Sind die Kiemen nun braun, so ist damit das Blut braun. Dies deutet auf ein Problem im
Blut, bei Braunfärbung auf eine Nitritvergiftung hin.
Neben dem eben angesprochenen Gasaustausch über
Diffusion besitzt die Kiemenmembran spezialisierte Zellen die in der Lage sind, einzelen
Ionen die im Wasser gelöst sind aus diesem zu ziehen und diese gegen das
Konzentrationsgefälle ins Blut zu befördern. Die Kiemen sind mit Columnarzellen
ausgerüstet die dafür sorgen, dass spezifische Ionen wie Chloridionen im Blut deponiert
werden. Diese Ionen sind erforderlich um eine stabile Salzkonzentration in der
Zellflüssigkeit zu erhalten die für alle Lebensfunktionen der Zellen zwingend
erforderlich sind.
Diese Funktion ist auch von der Ionenkonzentration im
Wasser abhängig. Deshalb ist eine hohe Nitritkonzentration im Wasser gefährlich weil
dann statt der Chloridionen Nitritionen im Blut eingelagert werden. Dieses Nitrit
verbindet sich mit dem Hämoglobin im Blut zu sogenanntem Methaemoglobin welchem im
Gegensatz zu Hämoglobin keinen Sauerstoff transportieren kann. Methaemoglobin führt zu
der Braunfärbung des Blutes.
Was bedeutet dies für uns?
Es ist seit langem bekannt, das das zudosieren von
Kochsalz in den Teich dazu führt eine gefährlich hohe Nitritkonzentration zu
entschärfen. Dabei führt die höhere Chloridkonzentration dazu, wie oben Beschrieben,
den Konzentrationsausgleich herbeizuführen.
Kiemenirritationen
Ein über längere Zeit einwirkende überhöhte
Konzentration an Ammonium, Nitrit oder zu viel Chlorhaltiges Frischwasser beim
Wasserwechsel kann zu einer Beschädigung der empfindlichen Kiemenfilamente führen.
Kiemenirritationen führen zunächst zu einer erhöhten Schleimhautbildung, die eigentlich
die Kiemen schützen soll, aber damit den Gasaustausch mit dem Wasser und damit das
entgiften des Koi erschwert. Dies bedeutet eine Unterversorgung mit Sauerstoff woraus dann
viele andere Probleme resultieren. Funktionsstörungen der Kiemen werden durch ein
verändertes Verhalten des Koi, schnelles Atmen, lethargisches Verhalten und Luftholen an
der Oberfläche sichtbar.
Sind die Kiemen erst einmal angegriffen, bleiben
bakterielle Infektionen nicht mehr lange aus. Diese sorgen für weitere Probleme der
Kiemen, es entsteht ein äußerst negativer Kreislauf der zu spät erkannt fast immer zum
Tode des Fisches führt.
Auch für Parasiten wie z.B. Dactylogyrus und Ergasilus
ist die Kieme mit ihren vielen Filamenten eine willkommene Ansiedlungsfläche. Ein Befall
mit Parasiten ist manchmal durch das Verhalten des Koi erkennbar, auch kann ein Abstrich
der Kiemenschleimhaut hilfreich sein. Schießt der Koi plötzlich durchs Wasser, springt
er oder versucht er sich an der Teichwand mit dem Kiemendeckel zu scheuern, sind dies
Indikatoren für Kiemenparasiten, die allerdings vor einer Behandlung individuell
nachgewiesen werden sollten.
Aus diesen Gründen ist für eine absolut einwandfreie
Wasserqualität zu sorgen, denn nur diese gewährleistet das richtige Funktionieren der
Kieme und damit gesunde Koi. Die Kieme ist halt mehr als das Organ mit dem der Koi
Sauerstoff aufnimmt.
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