Jun03
Frühlingsgefühle
Frühlingsgefühle – Frühlingsfrust
Ach
es könnte ja so schön sein, endlich wird es wieder warm, die Fische
werden immer aktiver, der Garten wird grün und die Koi Saison beginnt
von neuem.
Wäre da nicht dieses unheimliche Phänomen, das die Fische bei wärmer
werdendem Wasser auf einmal anfangen sich zu scheuern und oder offene
Stellen bekommen – ja schlicht und einfach krank werden.
Um es gleich zu sagen, das muß nicht passieren, aber es passiert immer und immer wieder.
Anlass über dieses Dilemma nachzudenken sind mal wieder meine eigenen leidvollen Erfahrungen in diesem Frühjahr.
Dabei dachte ich im Herbst, dass ich nun aus dem Gröbsten heraus
bin, schließlich ist die Teichheizung installiert, ein neues
Absetzbecken wurde gebaut, zusätzlich ein Teil des Teiches abgedeckt
und und und…
Es hat scheinbar alles nichts genutzt, auf einmal ging der Ärger mit den oben beschriebenen Anzeichen los.
Was mich dabei am meisten aufregt ist die Tatsache, dass die ganzen Verbesserungen des Systems scheinbar nichts gebracht haben.
Oder habe ich etwas falsch gemacht?
Nach reiflicher Überlegung und vielen Gesprächen mit Tierarzt
und anderen Koi Haltern kann ich mir das ganze nur so erklären, dass
ich für das Immunsystem der Fische eine zu geringe
Teichwassertemperatur und für die Parasiten eine zu hohe eingestellt
hatte. Dies hat das Wachstum der Parasiten begünstigt, die dann
wiederum die Schleimhaut der Koi angegriffen und geschädigt haben.
Durch diese Schäden konnten dann Krankheitserreger in den Koi
eindringen und die allseits bekannten Löcher hervorrufen. So ein Mist.
Jedenfalls hat die Untersuchung eines toten Koi keine
besonderen Krankheitsbilder oder Verursacher hervorgebracht. Alles
Bakterien, die sich sowieso im Teich befinden und dort zwar prinzipiell
krankmachen können aber nicht krank machen müssen?!
In einem neuen Koi Buch habe ich vor kurzem gelesen, dass eine
regelmäßige Behandlung des Teiches gegen Parasiten empfohlen wird. Ja
was denn nun, soll man vorbeugend behandeln oder nicht?
Das schlimme an diesem schönen Hobby ist, man muß scheinbar
jede erdenkliche Erfahrung erst einmal selbst machen. Nicht einmal die
Autoren von Büchern und Fachzeitschriften sind sich einig darin, wie zu
verfahren ist – für uns Halter natürlich ein Riesenproblem.
So viele Fragen so viele verschiedene Antworten, was also soll
man machen? Das zweite große Problem besteht in der Tatsache, dass kein
Tierarzt in der Nähe wohnt, den man zu einem Hausbesuch bitten kann um
das Rätsel zu lösen. Auch da mußte ich leider wieder schlechte
Erfahrungen machen. Habe diesmal einen anderen Tierarzt ausprobiert und
wurde vor Probleme gestellt, an die ich nicht einmal im Traum gedacht
hatte.
Wie bereits im letzten Jahr praktiziert, hatte ich von den
erkrankten Fischen Abstriche gemacht und diese eingeschickt. Sind auch
am nächsten Tag dort gewesen. Letztlich dauert die Feststellung der
Erreger und der Resistenztest etwa eine Woche. Soweit so gut, aber
warum man mir dann nicht telefonisch, per Fax oder E-mail das Ergebnis
mitteilte sondern dazu den Postweg nutzte (Zeitverlust mindestens ein
Tag, in meinem Fall vier) ist mir bis heute ein Rätsel. Mit dem
postalisch gelieferten konnte ich dann erst mal ebenfalls nichts
anfangen weil zwar alle getesteten Antibiotika drauf standen aber nicht
welches wirkte. Auch dazu mußte ich wieder nachfragen. Dann des nächste
Problem, der Tierarzt wollte mir das Medikament nicht schicken. Dies
soll ich bei einem vor Ort besorgen, angeblich kein Problem… . Sie
ahnen schon es war genauso eines. Die empfohlenen Medikamente hatte
kein Tierarzt in meiner Umgebung vorrätig noch wollte er Sie auf Grund
der zu großen Bestellmengen besorgen. Wieder bedurfte es mehrerer
E-mails und Telefonate um eine Lösung zu finden. Das Ganze hat die
Behandlung um mindestens eine weitere Woche verzögert. Meine Lehre
daraus, ich wende mich nur noch an einen Tierarzt, der mir auch
bereitwillig die entsprechenden Mittel schickt.
Es ist schon schizophren, auf der einen Seite wird geschimpft
wenn man sich ohne tierärztliche Indikation Medikamente auf dem
schwarzen Markt besorgt und auf der anderen Seite tun manche alles uns
dorthin zu treiben.
Und noch eine Episode zu diesem Thema. In dem oben erwähnten
Koi Buch wird ein Tierarzt damit zitiert, dass eine vorbeugende
Behandlung gegen Parasiten und Würmer im Herbst und Frühjahr zu
empfehlen sei. Was habe ich gemacht, ich habe mich an den Tierarzt
gewandt mit der Bitte, mir die entsprechenden Medikamente zu schicken.
Als Antwort erhielt ich eine Absage. Ein Tierarzt dürfe nur Medikamente
an Leute abgeben deren Tiere er behandelt, ich solle mich an einen
örtlichen Tierarzt wenden. So und was mache ich jetzt, weit und breit
ist hier kein Tierarzt der sich auf Koi Behandlung versteht und der der
helfen könnte, will nicht!
Ich für meinen Teil werde zukünftig vorbeugend gegen Parasiten
behandeln vielleicht bleibt mir dann nächstes mal dieses alles erspart.
Das witzige ist eigentlich, früher dachte ich, dass man nur
Fehler macht, wenn man zu wenig weiß! Ich lese heute jede Lektüre zum
Thema Koi die ich in die Finger bekomme und mir passieren immer noch
Fehler?!
Sollte ein guter Freund von mir mit seiner Aussage recht
behalten, dass man zehn Jahre braucht bis man so halbwegs klarkommt.
Ich bin erst im Fünften, das kann ja noch heiter werden. Und noch etwas
interessantes sagte er mir. Bedingt durch die unterschiedliche
Wasserqualität und Chemie muß das was in einem Teich funktioniert im
nächsten immer noch nicht funktionieren. Meine Lehre hieraus, probieren
und schauen was passiert und daraus lernen, es gibt im Koi Leben mehr
als eine Wahrheit.
In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern ein schönes Koi Jahr 2000 mit hoffentlich nur gesunden Fischen.