Apr29
Handling von Koi
Bei der
Anschaffung von Koi macht man sich wahrscheinlich noch keine Gedanken
darüber, dass ein Koi auch mal gefangen und aus dem Wasser geholt
werden muss.
Doch was, wenn die Fische umgesetzt werden sollen oder wenn ein Tier erkrankt ist und individuell behandelt werden muss?
Wenn einige Regeln im Umgang mit ihnen eingehalten werden, werden
diese Angelegenheiten ganz einfach und wie heißt es so schön Übung
macht den Meister. Um grundlegende Fehler von vornherein zu vermeiden,
soll nun etwas näher auf das Handling von Koi eingegangen werden.
Wird es also unumgänglich einen der Fische herauszufangen,
sollte man sich eine Tatsache stets vergegenwärtigen: Die äußere Haut
der Koi ist mit der von uns Menschen nicht zu vergleichen. Zum Schutze
vor Austrocknen und mechanischen Verletzungen besitzen wir eine mehr
oder weniger stark verhornte äußere Haut (Epidermis). Diese entsteht
indem bestimmte Horn produzierende Zellen absterben, zu einem gewissen
Grade abtrocknen und erst wenn neue Zellen nachgeschoben werden, nach
außen abgerieben werden. So ist bei Landtieren eine permanente
Erneuerung der äußeren Haut gegeben.
Bei Koi ist dieser Mechanismus nicht vorhanden. Sie sind bei
weitem nicht so vielen mechanischen Gefahren ausgesetzt wie wir und die
Gefahr der Austrocknen besteht ebenfalls nicht. Im gesunden Zustand
geschieht die Hauterneuerung bei Fischen langsamer. Die Haut verhornt
nicht, sondern die Zellen der äußeren Hautschichten stehen mit sie
versorgenden, tieferliegenden Zellen in Verbindung und teilen sich noch
selbst in den äußersten Lagen.
Betrachtet man einen schematischen Querschnitt der Koihaut ,
trifft man über der Rumpfmuskulatur zuerst die gut durchblutete
Unterhaut, dann die zweischichtige Dermis. Deren tiefere Schicht
verleiht der Haut Struktur und Festigkeit, ihre oberflächliche Schicht
bildet die Schuppentaschen, hier werden die Schuppen, flexible
Knochenplättchen, gebildet und hier finden sich auch die Farbzellen,
die Chromatophoren. Nach außen hin schließt sich die Basalmembran und
die Epidermis an, die die Körperoberfläche, Schwanz und Flossen
bedeckt. In ihr wiederum finden sich die Schleimzellen, die den
äußersten Überzug über den gesunden Fisch, die Kutikula oder
Schleimschicht bilden. In dieser artspezifisch unterschiedlich meist
sehr dünnen Schleimschicht befinden sich Abwehrstoffe, die ein Haften
von Krankheitserregern erschweren.
Bedingt durch den Aufbau der Koihaut wird klar, dass durch
unvorsichtiges Handling der Fische sehr leicht die Schleimschicht, aber
auch die Epidermis beschädigt werden können. So ein Schaden fällt nicht
gleich ins Auge, da kaum jemals eine größere Blutung und erst bei
massiven Schäden eine Schwellung zu beobachten sind. Ist die Epidermis
mit ihren vielfältigen Schutzfunktionen verletzt, können hier jedoch
zum einen Krankheitserreger haften und eindringen, die dann zu den
schlimmen Löchern führen. Zum anderen verliert der Fisch durch die
verletzungsbedingt fehlende Barriere zum umliegenden Wasser
körpereigene Substanzen wie Elektrolyte (Natrium, Kalium) und
Eiweißstoffe (Albumin). Liegt ein Schuppenverlust vor, handelt es sich
bereits um eine tiefgreifende Hautverletzung. Abhängig von der Tiefe
der Verletzung der Schuppentaschen ist es möglich, dass verlorene
Schuppen und auch Farbzellen nach einiger Zeit wieder ersetzt werden.
Nach einem bis auf die Muskulatur reichenden Hautgeschwür allerdings
ist im Falle der Heilung nicht mehr mit einer vollständigen
Wiederherstellung zu rechnen, die Haut wird in aller Regel durch helles
Narbengewebe ersetzt.
Die Haut gesunder Koi mit gutem Immunstatus ist in der Lage,
sich nach mechanischer Verletzung äußerst schnell zu regenerieren.
Einige Hautzellen sind beispielsweise in der Lage, aktiv in beschädigte
Bereiche zu wandern und Fremdstoffe aufzunehmen. Auch
Pigmentmakrophagen gehören zu diesen Freßzellen, die sich im Bereich
einer oberflächlichen Hautverletzung ansammeln und nach Verrichtung
ihrer Arbeit hier zu dunklen Verfärbungen führen, die aber nach einiger
Zeit wieder verschwinden. Jeder von Ihnen hat dies als dunkle Striche
und Flecken z.B. auf der Haut eines sehr agilen Koi schon beobachten
können, der sich an einem Gegenstand im Teich geschrammt hat.
Mechanische Hautschäden können vermieden werden:
Ein Koi sollte nur wenn unbedingt nötig gekeschert werden. Es
ist zwar z.B. beim Koikauf für den Käufer sehr schön, die favorisierten
Fische in einem separaten Becken direkt miteinander vergleichen zu
können. Aus diesem Grunde wandert jedoch ein Fisch möglicherweise
mehrmals pro Tag zwischen diesem Becken und der Hälterung hin und her,
was großen Stress für den Fisch darstellt. Auch eine sehr vorsichtiges
Handling des Fisches kann dann gewisse Hautschäden nicht mit Sicherheit
ausschließen.
Soll ein Koi gefangen werden, kann nach verschiedenen Methoden
vorgegangen werden. Grundgedanke muss dabei sein, den Fisch möglichst
wenig direkt anzufassen, der Koi soll so lange wie möglich von Wasser
umgeben sein. Insbesondere ist jeder Kontakt der Koihaut mit trockenen,
rauhen oder scharfen Oberflächen zu vermeiden (eigentlich eine
Selbstverständlichkeit, aber…).
Es empfiehlt sich einen eigenen Satz sauberer Eimer und
genügend großer Wannen bereitzuhalten, der wirklich nur hierfür
verwendet wird.
Als Behandlungswanne eignet sich beispielsweise eine
90LiterZementwanne (Baumarkt), die eigens zu diesem Zweck angeschafft
wurde, oder natürlich die im Koihandel erhältlichen speziellen Behälter
mit recht steilem Rand und passender Abdeckung, um ein Herausspringen
der Fische zu verhindern.
Natürlich brauchen sie zum fangen auch einen geeigneten
Kecher. Der sollte schön groß sein, dass der Fisch auch der Länge nach
hineinpasst und natürlich keine hervorstehenden Kanten oder Schrauben..
Beim Fang einzelner Fische sollte vor allem ruhig vorgegangen
werden. Der Koi wird in eine Ecke des Teiches dirigiert und der Kescher
so geführt, dass der Fisch sich über dem Netz befindet und der Kopf in
Richtung des Fängers zeigt. Auch hier gilt Ruhe bewahren!
Nun lässt sich der Koi in ein entsprechendes Behältnis
bugsieren. Dabei kann, wie bei Händlern üblich, der Kescher über den
Rand einer schwimmenden Wanne gebracht werden, in die der Fisch
hineinschwimmt. Der Koi sollte nie mit dem Fangkescher direkt z.B. in
ein Behandlungsbad gesetzt werden. Dazu kann ein Schlauchkescher
verwendet werden, der den Vorteil hat dass überschüssiges Wasser
abtropft und das Medikament im Behandlungsbad nicht unkontrolliert
verdünnt wird, oder aber ein stabiler Plastikbeutel (Transportbeutel),
der den Vorteil bietet, dass das Tier gleich im Beutel auch von der
Bauchseite her inspiziert werden kann. Beide werden dem Fisch über den
Kopf gestülpt.
Das Tragen größerer Koi auf Händen ist unter erfahrenen
Koihaltern durchaus verbreitet, doch muss bedacht werden, dass bei
einer unverhofften Bewegung des Fisches ein sicheres Festhalten kaum
möglich ist, man sollte wenn überhaupt davon erst als Experte Gebrauch
machen.
Nach dem Umsetzen in den neuen Behälter neigen manche Koi erst
einmal dazu, aus diesem herauszuspringen. Dies ist durch geeignete
Abdeckungen zu verhindern. Sollte ein Koi einmal doch seinen Weg auf
die trockene Erde gefunden haben oder wenn es aus anderem Grunde
schnell gehen muss, darf der Fisch nie mit trockenen Händen angefasst
werden. Deshalb immer zuerst die Hände zu befeuchten.
Zusammenfassung:
1. Koi nur fangen, wenn unbedingt nötig.
2. Jeden Kontakt der Koihaut mit trockenen, rauhen oder scharfen Oberflächen vermeiden.
3. Grundausstattung: Großer Kescher,
Umsetzschlauch, Plastikbeutel, Eimer, große Wanne mit steilem Rand und
Abdeckung, evtl. Schiebenetz.
4. Nie vergessen: Der Koi fühlt sich am wohlsten in viel, sauberem Wasser
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