Apr29
Handzahme Koi
Kois handzahm machen
Vorweg
sollte erwähnt werden, daß folgende Schilderungen ausschließlich auf
persönlichen Erfahrungen des Autors innerhalb der jetzt fast 7-jährigen
Haltung von Kois basieren. Aufgrund der sehr unterschiedlichen
Voraussetzungen bei allen Koihaltern, sollten die Ausführungen nur als
Ratschläge und nicht als Garantie für zahme Kois gesehen werden.
Beherzigen dieser Tips ein Erfolg sichtbar sein. Sie können aber gerne
auf mich zukommen, falls Sie noch weitere Fragen haben, oder sich der
Erfolg bei Ihnen einfach nicht einstellen will.
Hier die wichtigsten Grundregeln:
- Verbringen Sie so viel Zeit wie möglich mit Ihren Kois (Geduld ist dabei sehr wichtig!).
- Wenn Sie am Teich stehen, sollten Sie nie hektische oder schnelle Bewegungen machen, vor allem nicht beim Füttern.
- Fangen Sie die Kois nie ohne wichtigen Grund, am besten so wenig wie möglich.
- Kontrollieren Sie ob andere Tiere den Teich besuchen, welche die Fische erschrecken könnten (Katze, Reiher, Hunde, u.s.w.)
- Werden ihre größeren Kois beim Fressen gestört, z.B. von
kleinen Kois, die beim Fressen oft sehr hektisch sind und die großen
Kois sehr, durch schnelle Schwimmbewegungen erschrecken. - Sind Ihre Wasserwerte o.k. ? Schadstoffe stressen die Fische
und diese werden dann sehr scheu. Das Gleiche gilt natürlich für kranke
Koi. - Sie brauchen auf jeden Fall einen schon sehr zahmen Fisch
(Leitfisch) der Ihnen die anderen Fische durch sein Verhalten mit
anzieht. Durch den Futterneid werden bald auch die anderen Kois zu
Ihnen kommen. - Versuchen sie niemals die Fische mit Futter anzulocken und dann zu fangen!
- Als "Leitfisch" würde ich Ihnen zu einem Chagoi (braun,
einfarbig) oder zu einem Ochiba raten. Diese Arten sind meist extrem
verspielt, sehr ruhig und schon beim Händler zahm. Falls Sie bei Ihrem
Händler einen Koi bemerken, der sofort auf Sie zuschwimmt und die
Schnauze rausstreckt, also somit um Futter bettelt, dann wäre das der
richtige Koi. Bei den vielen verschiedenen Besuchern beim Händler noch
zahm zu sein, zeugt von einem sehr ruhigen und guten Charakter.
Sie sollten sich
unbedingt wenigstens einen Leitfisch halten, falls kein einziger Ihrer
jetzigen Kois zu Ihnen kommt. Das vereinfacht die Zähmung der
restlichen Kois sehr. In der ersten Zeit müssen Sie diesen Fisch immer
erst an den Futterplatz locken und dann etwas Futter geben. Aufgrund
der schon vorhandenen Zutraulichkeit darf das kein Problem darstellen.
Dieser Platz sollte immer an der gleichen Stelle und bequem von Ihnen
zugänglich sein. Die Fische müssen Sie auch aus dem Wasser heraus gut
erkennen können. Ich weiß es klingt etwas seltsam, aber die Kois
erkennen Sie sehr schnell am Gang und an Ihren Umrissen. Bei mir ist es
schon so, wenn ich um den Teich gehe, daß sie mit mir mitschwimmen.
Wenn der Leitfisch immer nur aus Ihrer Hand gefüttert wird, werden die
anderen Koi wegen dem Futterneid sehr bald mit dazu kommen. Mit ein
wenig Geduld werden Sie so bald die meisten Ihrer Kois an der Hand
haben, aber denken Sie bitte daran, während der Anfangsphase keine
schnellen Bewegungen während des Fütterns zu machen. Das ist ganz
wichtig, die Fische werden erst zahm, wenn diese Ihnen absolut
vertrauen.
Viele
Koihalter versuchen ihre Kois mit Regenwürmern zahm zu bekommen. Dazu
kann ich nur sagen, daß Regenwürmer keinerlei Geruchsstoffe ins Wasser
abgeben und somit für die Kois nur durch die Bewegung interessant sind.
Falls die Kois sich Ihnen überhaupt nicht nähern, können sie diese
Bewegungen natürlich nicht registrieren. Besser geeignet wären
gefrorene Garnelen oder Seidenraupenpuppen. Diese verbreiten sehr
schnell im Wasser die "Geschmacksstoffe", welche die Kois sofort
aufspüren und ihnen folgen. Sie müssen dann die Garnele oder die
Seidenraupenpuppe solange in Ihrer Hand behalten, bis einer der Kois
diese direkt aus den Fingern nimmt. Auch hier ist natürlich einiges an
Geduld erforderlich.
Eine andere
Möglichkeit besteht darin die Fische eine Weile hungern zu lassen und
dann das Futter nur aus der Hand anzubieten, bzw. es in der Nähe des
Futterplatzes einzustreuen. Sie müssen aber das Futter mit einem
Futterring an der Stelle halten, damit die Kois dorthin kommen müssen.
Außerdem sollten Sie sich auch an der Stelle befinden damit sich die
Kois an Sie "gewöhnen". Sehr hilfreich vor dieser "Therapie" wäre, die
Fische in ein Salzbad zu geben, da danach der Appetit der Fische
nochmals kräftig steigt.
Ob nun ein
großer Koi oder ein kleiner Koi leichter zu zähmen ist, läßt sich nicht
eindeutig sagen. Ein schon großer Koi (über 40 cm) hat natürlich nicht
mehr so große Angst vor natürlichen Feinden, da er meist schon zu groß
und zu schwer ist. Diese "Sicherheit" spürt der Koi und ist im
allgemeinen beim Fressen oder an der Oberfläche ruhiger. Kleine Kois
fühlen sich naturgemäß an der Oberfläche nicht allzu wohl, da sie dort
immer in "Gefahr" sind. Meistens werden sie ja gerade dort von den
natürlichen Feinden gefangen (Katze, Reiher, u.s.w.). Daher auch das
Fressverhalten bei kleinen Kois, die meist nur ein Futterkorn erwischen
und dann sofort in rasendem Tempo untertauchen. Dieser Instinkt baut
sich erst mit zunehmendem Wachstum und Größe ab und sie werden ruhiger.
Sehr viele kleine Kois hingegen bewegen sich im Schwarm sehr sicher. So
konnte ich bei meinem Händler beobachten, wie ein ganzer Schwarm
kleiner Kois an die Futterstelle eilt und nach Futter bettelt. Halten
Sie nun Ihre Hand hinein, so wird diese von hunderten von kleinen
Koimäulern "abgeküßt". Einzelne kleine Kois sind dagegen sehr scheu und
mißtrauisch.
Gestatten Sie mir noch ein Wort zum Thema "Fangen von Kois".
Jegliches
Fangen bedeutet für alle Kois im Teich natürlich Streß. Wenn es
unbedingt nötig ist, daß Sie einen Kois fangen müssen (Behandlung),
dann sollte dies so schnell und schonend wie möglich passieren. Jagen
Sie die Kois auf keinen Fall "stundenlang" durch den Teich. Wenn Sie
nur einen Koi fangen müssen, dann tragen Sie den Kescher so zum Teich,
daß es für die Kois nicht sofort sichtbar ist.
Bereiten
Sie vorher alle notwendigen Geräte vor, damit Sie nicht dann springen
müssen wenn der Fisch bereits im Kescher ist. Zum schonenden Fangen
gehört ein großer stabiler Kescher mit feinmaschigem Netz an dem sich
die Kois nicht verletzen können (zu grobes Netz, überstehende Teile
u.s.w) und einen Sackkescher für den kurzen Transport zum
Behandlungsbecken. Heben Sie nie den Fangkescher mit dem Koi aus dem
Wasser! Verwenden Sie keine Kescher, die ein helles oder weißes Netz
haben, da die Kois dieses sehr gut erkennen können und meistens schon
sehr früh ausweichen und noch mehr Angst bekommen. Das bedeutet dann
sicher Jagen ohne Ende. Bringen Sie den Kescher erst in den Teich, wenn
sich der betreffende Koi an einem geeigneten Ort aufhält. Positionieren
Sie den Kescher immer vor den Koi, damit der Kopf in Richtung
Keschernetz zeigt. Nähern Sie sich mit dem Kescher nicht von der Seite
oder von hinten, da der Koi sonst sehr schnell durch eine heftige
Flossenbewegung entkommt und Sie ihn vielleicht noch seitlich oder an
der Flosse verletzen. Es ist halt wie beim Menschen, wer geht schon
gern zum Zahnarzt, wo die Schmerzen schon oft vorprogrammiert sind.
Also dürfen Ihre Kois am besten keine schlechten Erfahrungen
(Verletzungen, Schmerzen) mit Ihnen machen, desto schneller werden sie
zahm. Auch durch schonende Behandlung beim Fangen kann der Koi
Vertrauen zu Ihnen entwickeln, weil er genau weiß, daß ihm nichts
passieren wird.
Bei allen
obigen Punkten ist zu sagen, daß der Koi schnelle oder heftige
Bewegungen von ihm unbekannten oder nicht zu erkennenden Objekten als
Gefahr von natürlichen Feinden interpretiert. Sie müssen also Ihre Kois
davon "überzeugen", daß Sie am Teich keinen natürlichen Feind
verkörpern, der durch Bewegung versucht ihn zu fangen. Deswegen ist die
verbrachte Zeit mit den Kois so wichtig. Je länger Sie sich mit ihren
Kois abgeben, Ihnen direkt Futter geben und sie einfach nur beobachten,
desto mehr werden die Kois Sie nicht mehr als "Gefahrenquelle"
interpretieren, sondern Sie als Teil Ihrer Umwelt akzeptieren und Ihnen
vertrauen. Die meist sehr große Neugier und der enorme Appetit der Kois
wird Sie dabei sehr unterstützen.
Ich hoffe
ich konnte Ihnen ein paar nützliche Tips geben. Falls ich Ihnen noch
weiterhelfen kann, dann sagen Sie mir einfach Bescheid.
Beste Grüße und viel Erfolg!
Thomas Krist
Autor: Thomas Krist