Apr17
Quarantäne I
Hinweise zur Quarantänehaltung von Koi
Gerade
im Herbst und Winter werde ich immer wieder mit Patienten konfrontiert,
die in ungeheizten Teichen praktisch keine Chance auf Heilung haben.
Koihaltung gehört daher für viele Koifreunde mittlerweile eine kleinere
Quarantäneeinheit, die leicht beheizbar ist und in der einzelne Koi
auch über einige Monate hinweg gesund gepflegt werden können.
Auch
leidgeprüfte Koibesitzer, die sich mit einem einzigen neuen Fisch üble
Krankheiten wie zum Beispiel die sehr ansteckende Herpesviruserkrankung
der Koi („KISS“; IKN) in den Teich eingeschleppt haben, zeigen
zunehmend Interesse für eine Quarantänehälterung, in der neu gekaufte
Fische einige Zeit beobachtet und gegebenenfalls behandelt werden
können.
Es
gibt also verschiedene gute Gründe, die wichtigsten Grundlagen für eine
erfolgreiche Quarantänehälterung zusammenzufassen. Viele Koifreunde
können bestätigen, daß sie sich die ganze Angelegenheit einfacher
vorgestellt hatten. Wir beginnen bei der eigentlichen Ausrüstung und den Maßnahmen für kranke Koi. In einem zweiten Teil werde ich noch genauer auf die Fütterung und die speziellen Erfordernisse einer echten Quarantänehälterung für neue Koi
so wie die wichtigsten Fehler eingehen. Dann ist es ja auch wieder so
weit, daß frisch importierte Koi im Handel auf ihre Käufer warten!
Die Ausrüstung und der Filter
Im Handel gibt es diese blauen Becken, die ca. einen Kubikmeter Wasser fassen
und die einen (sehr) kleinen „Filter“ auf dem Becken montiert haben.
Wenn Sie es eilig haben, können derartige Becken eine Hilfestellung
sein. Wenn Sie sich in Ruhe mit dem Thema befassen, werden Sie jedoch
auch mit anderen Lösungen sehr zufriedenstellende
Ergebnisse erzielen. Quarantänebecken sollten unnötigen Streß von den
Koi fernhalten. Hier ist besonders die Farbe wichtig: Schwarz, braun
oder dunkelgrün sind geeignet, blau bedeutet erhöhten Streß! Das Becken
sollte gut zu reinigen sein, kann also zum Beispiel auch ein
(platzsparendes) Faltbecken sein.
Das Wasservolumen
Für
einen ausgewachsenen Koi von 60 cm und mehr sollten Sie unbedingt ein
Becken mit mindestens 1 Kubikmeter Wasser bereithalten, je größer der
Fische, desto mehr Schwimmraum sollte er haben. Denken Sie daran, daß
„Einzelhaft“ nur eine absolute Notlösung sein kann. Eine gut geplante
Quarantäneanlage hat Platz für mindestens zwei Koi in etwa der gleichen
Größe!
Der
Filter sollte ca. ¼ bis 1/3 des Wasservolumens ausmachen. Absetztonnen
vor den eigentlichen Bürsten- und Biofiltermaterialien ermöglichen eine
Sedimentation der Schwebstoffe und des Kotes, was eine gute Entlastung
der Filterbiologie mit sich bringt. In einem Krankenhaus muß es sauber
zugehen, alle Maßnahmen, die auf leichte Weise eine tägliche Entfernung
von Kot und Schwebstoffen ermöglichen, sind daher sinnvoll.
Die Wasserversorgung
Solange
der Biofilter noch nicht richtig arbeitet, sollte über Wasserwechsel,
gegebenenfalls mit warmem Leitungswasser täglich oder alle zwei Tage
20% – 50% Wasser gewechselt werden.
Die
Strömung im Becken muß so groß sein, daß der anfallende Dreck in der
Pumpe landet, im Biofilter und in einem Sedimentationsbecken oder einer
-tonne allerdings darf sie sehr langsam sein. Daher sollte der
Querschnitt dieser Teile des Filters in Strömungsrichtung am besten
breiter sein als lang.
Die Beleuchtung
Beleuchtung
kann im Keller gut sein, die Fische brauchen aber kein „künstliches
Tageslicht“. Daher kann eine einfache Kellerbeleuchtung für die Zwecke
der Quarantäne völlig ausreichen. Wenn die Patienten überwintern
müssen, ist es natürlich schön, wenn sie über ein kleines Fenster die
Veränderungen der Tageslichtlängen miterleben und so ihre Laichanbildung optimal gesteuert wird. Aber dies ist keineswegs zwingend!
Streßarme
Beleuchtung wäre besonders schonend, wenn sie mit einem Dimmer erfolgt,
also nicht plötzlich an- und ausgeht. Koi brauchen an sich für das
Überleben aber kein Licht, kranke Fische stellen sich ja besonders
gerne in dunkle und warme Bereiche. Ist der Raum taghell, sollte dann
konsequenterweise eine (teilweise) abdunkelnde Abdeckung nach oben
angebracht werden, unter der die Koi Ruhe und Schutz nach oben finden.
Vorsicht: Verletzungsgefahr!
Pumpen,
Rohre und Leitungen sind verletzungsträchtig, daher sollten im Becken
selbst so wenig Gegenstände wie möglich angebracht sein.
Abdeckung muß sein!
Und
zwar gründliche und konsequente. Sie würden es nicht glauben, wie viele
Koi in Quarantänebecken zunächst einmal durch Herausspringen ihr Ende
finden! Daher muß die Abdeckung mit Netzen straff gespannt werden, es
dürfen keine Säcke am Rand verbleiben, in denen die Fische dann hängen.
Am besten sind Bretter, die man gut beschweren sollte und die dann auch
für Ruhe im Becken sorgen.
Die Wasserqualität und Wassertemperaturen
Machen
Sie sich bitte keine Illusionen. Gesund kann ein Koi nur werden oder
bleiben, wenn er in gutem Wasser schwimmt. Dann heilen bei 23°C die
allermeisten Geschwüre und Wunden ohne weitere Mittelchen. Schlechte
Wasserwerte sind entweder zu kalte Temperaturen, mit Testkits
nachweisbare Mengen von Ammonium und/oder Nitrit, Sauerstoffwerte bei
23°C unter 6,0 mg/Liter aber auch hohe Keimzahlen. Diese entstehen
dann, wenn gestreßte Fische massiv Schleim bilden, der ein guter
Nähboden für Bakterien ist. Fische, die in höhere Temperaturen gelangen
und krank sind, haben manchmal nach 2-3 Tagen auch massiv mit Parasiten
zu kämpfen, die ebenfalls für erhöhte Schleimbildung und erhöhte
Keimgehalte sorgen können.
Unumgänglich: Wasserwertemessen und Wasserwechsel
Am
Anfang, wenn die Anlage noch neu ist und „anfährt“ bleibt daher nur das
Wasserwertemessen und die konsequenten Wasserwechsel als dringendste
Maßnahme.
Filterstarter
Sie
können den Biofilter mit Material aus dem Teichbiofilter draußen
impfen, wenn das Problem nur einen einzigen Fisch betrifft und alle
anderen Fische im Teich seit längerer zeit schon gesund sind. Wenn Sie
jedoch ein Bestandsproblem haben („Löcher“), dann können Sie den
Quarantänefilter mit Filterstartern impfen, diese machen Wassermessen
und –wechseln jedoch nicht unnötig!
Wenn
es die Platzverhältnisse ermöglichen, ist es natürlich sinnvoll, die
Anlage ganzjährig mit einigen wenigen, kleinen Fischen „am Leben“ zu
erhalten. Diese kleinen Fische sollten am besten Koi sein, keine
Goldfische, wegen der Gefahr der Parasitenübertragung von Goldfischen
auf Koi. Bitte denken aber auch dann daran, daß
die plötzliche Zunahme von Biomasse durch große Koi zunächst den
Biofilter überfordern wird und für kurze Zeit zu einer Wasserbelastung
führen muß. Auch hier helfen Wasserwechsel und vor allen die Kontrolle
der aktuellen Werte.
Biofilter
können nur so gut filtern, wie die Wassertemperaturen es erlauben.
Daher sollte man unter 18°C nicht mit einem guten Start rechnen und
erst ab 24 °C mit einem wirklich schnellen Einlaufen des Filters (das
dauert dann aber auch mindestens 14 Tage bis drei Wochen!)
In dieser Zeit gilt so weit es nur machbar ist Fütterungsverbot!
Parasitenkuren und Salz
Sinnvoll
ist es, die Koi am Beginn der Quarantäne mit FMC, Medifin oder
ähnlichen Parasitenmitteln zu behandeln, wenn ein Befall nicht ganz
ausgeschlossen werden kann. Nach vier Tagen kann man dann nach den
üblichen Wasserwechseln das Becken aufsalzen auf 0,3 bis 0,5%, das sind
3 bis 5 Kilo jodfreies Kochsalz pro 1000 Liter Wasser. Nach jedem
Wasserwechsel wird anteilig die entsprechende Menge Salz nachdosiert,
also zum Beispiel bei einem Salzgehalt von 0,3% in 1000 Liter Wasser
nach einem Wasserwechel von 1/3 sollte danach 1 Kilo Salz zugegeben
werden. Dieser Salzgehalt wird aufrechterhalten, bis nach ca. 2 bis 3
Wochen der Nitritwert anfängt, zu sinken. Dann erst ist es sinnvoll,
die Fütterung auf den Erhaltungsbedarf zu erhöhen, das wäre dann
maximal 0,5 % des Koigewichtes, wenn man ein handelsübliches
Weizenkeimfutter verwendet, Kranke Koi bekommen natürlich Lebertran
zugemischt!
Bitte sorgen Sie dafür, daß die Fische bei den Wasserwechseln nicht ständigen Temperaturschwankung ausgesetzt werden.
Temperaturen sind alles!
Die
Temperaturerhöhung sollte maximal 1 °C pro Tag betragen. Nur dann ist
eine schonende Erwärmung gewährleistet. Bitte bedenken Sie, daß nicht
alles, was wir überleben auch wirklich gesund ist. Daher ist es aber
auch wichtig, schnell genug für eine Quantantänehälterung zu sorgen.
Wenn das Wasser im Teich dann unter 10°C hat, ist schon das Fangen und
Umsetzen sehr gesundheitsschädlich für Koi. Wenn man also im September
bei 16°C Nachttemperatur im Teich schon bei einzelnen Fischen sieht,
daß sie Löcher haben, sollten sie dann bereits in wärmerem Wasser
behandelt werden. Dann besteht sogar eine Chance darauf, sie noch in
den Teich zurücksetzen zu können.
Autor: Dr. med. vet. Sandra Lechleiter, Dez. 2001