Karpfen und höhere Wasserpflanzen…
Im 38.800 ha großen Utah-See (durchschnittlich 2,9 m tief) hat sich der eingeschleppte Karpfen (Cyprinus carpio) zu einer invasiven Massenart entwickelt (über 2500 St/ha, davon 155 St/ha älter als ein Jahr). Vor der Einschleppung des Karpfens vor über 100 Jahren war der See mit einem dichten Makrophytenbe-stand bewachsen, der heute bis auf wenige Reste verschwunden ist. Der See ist z. Zt. hoch eutroph (mittlere Sichttiefe 12 cm). Durch nährstoffreiche Zuflüsse wird der Trophieanstieg noch gefördert.
In Aquarienversuchen wurde geprüft, welchen Anteil die Karpfen am Verschwinden der Makrophyten haben könnten. Die Versuchsfische (4 – 6,5 cm) erhielten neben einem Koifutter von den im See vorkommenden Wasserpflanzen ganze Pflanzen (P), Grünpellets (G) oder wasserlösliche (WE) bzw. nicht wasserlösliche Extrakte (NWE) als Nahrung.
In der Versuchsreihe P wurde Ohara as-pera eindeutig bevorzugt. Typha latifolia, Scirpus validus und Ceratophyllum demersum wurden weniger gern gefressen. In der Versuchsreihe G war C. demersum am beliebtesten, und Stuckenia (Po-tamogeton) pectinata verschmähten die Karpfen am meisten.
Die WE- und NWE-‚ Extrakte von C. aspera, T. latifolia, S. va-: lidus und C. demersum beeinflussten die Nahrungsaufnahme der Karpfen nicht. S. pectinata wurde in beiden Extraktvarianten am meisten gemieden.
C. demersum. fraßen die Karpfen in den P-Versuchen weniger gern aber in den G-Versuchen am liebsten. Es hat von allen getesteten Pflanzen den höchsten Rohproteingehalt, besitzt aber auch eine harte Konsistenz. Offenbar bestimmt die Härte der Pflanzenteile die Beliebtheit beim Karpfen mehr als irgendwelche extrahierbaren Stoffe. Lediglich bei S. pectinata kann vermutet werden, dass diese Art Stoffe enthält, die Karpfen von der Aufnahme abhalten. Bei S, validus ist die Konzentration an gelöstem Rohprotein am höchsten. Es ist aber gegen Fraßschäden durch seinen festen Stängel und durch einen hohen Kohlenstoffgehalt geschützt.
Aus den Versuchen kann zwar nicht direkt auf die Menge der von den Karpfen verzehrten Wasserpflanzen geschlossen werden. Aber allein der Vergleich der Präferenzen für die einzelnen Arten mit der Veränderung der Artenstruktur lässt vermuten, dass der Karpfen zumindest bei invasiven Bestandsdichten Wasserpflanzen durch direkten Fraß beeinträchtigen kann. So sind C. demersum und C. aspera heute aus dem See praktisch verschwunden, und S. pectinata dominiert die noch vorhandene Unterwasserflora. Vor der unkritischen Übertragung der Ergebnisse auf deutsche Verhältnisse sollte man sich hüten.
Nach praktischen Erfahrungen und wissenschaftlichen Untersuchungen in Karpfenteichen, die mit. Flachseen vergleichbar sind, beginnt ein merklicher Ein-fluss der Karpfen auf die Makrophyten erst oberhalb von Bestandsdichten von 500 – 700 kg/ha in der Speisekarpfenproduktion. Der Einfluss von Satzkarpfen ist noch wesentlich geringer
MILLER. S.A. & PROVENZA, F.D. (20071: Mechanisms of resistance of freshwater macrophytes to herbivory by invasive juvenile common carp, Freshwater Biol. 52: 39-49.