Bevor wir die einzelnen Filtersystem vergleichen hier noch einmal die Grundlagen der Filtertechnik. Hierbei handelt es sich um Erfahrungen aus meiner Planungs- und Sachverständigentätigkeit, die sicherstellen, dass eine Teich- und Filteranlage in jedem Fall den gewünschten Anforderungen genügt:
Regel 1
Um eine Filteranlage zu dimensionieren brauchen wir folgende Angaben:
- Teichgröße
- Gewünschter Fischbesatz
- Lage des Teiches (schatten, halbschatten, sonnig)
- Reinigungsaufwand den ich erbringen möchte
- Wasserzusammensetzung
Aus diesen Angaben ergibt sich dann eine bestimmte Auswahl an Filtersystemen die man einsetzen kann. Welches dann das günstigste ist, hängt von den örtlichen Gegebenheiten ab.
Regel 2
Die Filtergröße sollte nie das wesentliche Entscheidungskriterium sein. Kleine Systeme haben immer Nachteile.
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Was wenn es doch nicht Funktioniert, dann haben sie nicht nur Lehrgeld bezahlt sondern es fehlt später der Platz eine vernünftige Filteranlage zu montieren.
- Alle kompakten Filtersyteme sind in ihrer Durchflussrate begrenzt. Lassen sie sich nicht beirren wenn ihnen der Handel sagt, die Anlage sei für so und soviel Kubikmeter Teich geeignet, fragen sie wie viel Wasser sie pro Stunde durch den Filter bekommen und welche Pumpenleistung dafür nötig ist.
- Lassen sie sich schriftlich bestätigen, was der Filter leisten soll und wie oft sie ihn reinigen müssen.
- Kleine kompakte Systeme brauchen immer mehr elektrische Pumpenleistung als solche mit großzügigen Abmaßen und Rohrquerschnitten.
Regel 3
Die Maßgebliche Größe bei einem Teichsystem ist die Umwälzrate. Damit bezeichnet man die Wassermenge die pro Zeiteinheit (pro Stunde) durch das gesamte System umgewälzt wird. Spricht man in der Koi-Literatur immer noch davon, dass das gesamte Teichvolumen einmal pro zwei Stunden umgewälzt werden sollte, so gehe ich bei meinen Planungen davon aus, den gesamten Inhalt einmal pro Stunde komplett umzuwälzen. Der Vorteil dabei ist, das ich den Schmutz durch die stärkere Strömung besser in der Schwebe halte und weniger Schmutz im Teich verbleibt. Auch ist die Leistung des biologischen Filters nachweislich besser, umso höher die Umwälzrate ist. So kann man in Fischzuchtbetrieben den Ertrag der Anlage alleine dadurch erhöhen, dass man die Umwälzrate erhöht.
Regel 4
Die Filtration des Teichwassers sollte immer in zwei Schritten erfolgen. Zunächst wird in der sogenannten mechanischen Filtrationsstufe der Schwebeschmutz entfernt. In der biologischen Filtrationsstufe wird dann der ausgeschiedenen Stickstoff mit Hilfe von Bakterien in ungiftes Nitrat abgebaut.
Grundsätzlich ist ein Filtersystem vorzuziehen, bei welchem das Teichwasser über Schwerkraft in den mechanischen Filter fließt. Umso größer die Schmutzpartikel bleiben, umso leichter lassen sie sich entfernen. Muss das Wasser zum mechanischen Filter gepumpt werden, wird der Schmutz automatisch zerkleinert und ein Teil löst sich sogar im Wasser.
Die mechanische Filtration
Zur Abtrennung von Schwebeschmutz gibt es mehrere Filtersysteme. Ich halte grundsätzlich gar nichts von einem Filter der sowohl den mechanischen aber auch den biologischen Part gemeinsam erfüllt. Diese Systeme mögen an einer Innenhälterung funktionieren, an einem gut besetzen Koiteich der dann auch noch Fadenalgen hat, kommen sie früher oder später an ihre Grenzen.
Eines der ältesten Filtersysteme für Schwebeschmutz ist der Vortex. Wenn er groß genug im Durchmesser ist (mindestens 1,5m), funktioniert er zwar, aber die Entfernung des Schmutzes ist nur durch ein Ablassen des Vortex möglich. Damit sind dann direkt ein paar Kubik Wasser im Kanal. Aus Kostensicht nicht wirklich optimal.
Zusätzlich zum Vortex, aber auch manchmal ausschließlich wird die Bürstenkammer als mechanischer Filter verwendet. Sie arbeitet ganz hervorragend, aber leider ist es eine riesen Sauerei die Bürsten zu reinigen. Ein weiterer Nachteil, man sieht den Dreck nicht so gut. Die Erfahrung zeigt, den Dreck den man nicht sieht, macht man nicht weg. Das führt dann zu gesundheitlichen Problemen bei den Koi.
In den letzen Jahren haben sich Spaltsiebe einen Platz als mechanische Filter erobert und das ganz zu recht. Zwar ist auch hier je nach Schmutzanfall eher oft (einmal täglich) eine Reinigung von Hand nötig, aber der Schmutz ist praktisch sofort aus dem System entfernt. Hinter einem Spaltsieb sollte allerdings zur Beseitigung der feinen Schwebstoffe noch eine Bürstenkammer installiert sein.
Die Umwälzraten der Spaltsiebe sind eher begrenzt, in der Regel ist bei 10-15 m³/h Schluss (lassen sie sich nichts anderes erzählen, die Umwälzrate mag bei einem noch sauberen Sieb höher sein, aber eben wie lange).
Die bisher genannten Filter funktionieren alle, allerdings ist je nach Schmutzanfall eine täglich Reinigung von Hand bzw. Entfernung des Schmutzes nötig. Ist man dazu bereit, spricht nichts dagegen, sich für eines dieser Systeme zu entscheiden.
Möchte man ein System haben, welches einem die Handreinigung erspart, dann bleibt als Alternative nur der Trommelfilter. Er arbeitet voll automatisch bei geringstem Wasser-, und Stromverbrauch.
Die biologische Filtration
Damit kommen wir zu den biologischen Filtern. Ihre Aufgabe ist es, aus den Ausscheidungsprodukten der Koi ungiftiges Nitrat zum machen. Hierzu brauchen die Bakterien eine Ansiedelungsfläche, Nahrung, eine entsprechende Wassertemperatur und Sauerstoff.
Nun stellt sich die Frage, wie viel m² Oberfläche brauche ich um mit einer bestimmten Wasserbelastung fertig zu werden. Grundsätzlich kann man dies berechnen – aber…
Diese Berechnung bezieht sich immer auf eine Wassertemperatur, bei der die Bakterien zu 100 % aktiv sind, also irgendwo zwischen 20 und 25°C. Daher wäre es völlig falsch die hierzu berechnete Oberfläche als Maß zu verwenden. Denn wie lange haben wir in einem üblichen Koiteich diese Temperaturen und damit diese Leistungsfähigkeit des biologischen Filters. Wir müssen mehr Oberfläche nehmen um die niedrigeren Temperaturen zu kompensieren. Wird die Anlage sogar abgestellt, was nicht anzuraten ist, dann sollte der Filter noch größer sein, muss er doch jedes Jahr neu eingefahren werden. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Sauerstoffversorgung des Wassers. Ohne Sauerstoff keine Nitrifikation, zu wenig Sauerstoff und die Nitrifikation kann nicht in ausreichendem Maß erfolgen.
Ganz wichtig, Bakterien sterben relativ schnell wieder ab. Es muss sicher gestellt werden, dass abgestorbenen Biomasse aus dem biologischen Filter mit der Wasserströmung entfernt wird. Sonst verschlammt der Filter und kippt irgendwann um. Dieser Verschlammungsprozess passiert im Übrigen auch, wenn der mechanische Filter nur unzureichend arbeitet.
Hier kommen wir zu den unterschiedlichen Bauformen der biologischen Filter. Es gibt zwei Unterschiede:
- Filter mit einem feststehenden (Festbett) Trägermaterial, hierzu gehören Mattenfilter, Beadfilter, Patronenfilter und Mehrkammerfilter in der üblichen Bestückung.
- Filter mit einem beweglichen (moving bed) Filtermaterial, hierzu gehören alle Filter bei denen das Material schwimmfähig ist und sich entweder mit Hilfe der Strömung oder mit Hilfe einer Belüftung bewegt. Das bekannteste ist der Nexusfilter.
Der Nachteil der Festbettfilter ist der große Vorteil der Moving bed Filter. Was passiert in einem biologischen Filter. Wenn wir ausschließen, dass noch Schmutz von der ersten, der mechanischen Filtrationsstufe in den biologischen Teil des Filters gelangt, so ist es trotzdem so, dass im biologischen Teil Schmutz anfällt. Die Bakterien haben im Schnitt eine Lebensdauer von einem Tag danach sterben sie ab. Diese abgestorbenen Bakterien bleiben in einem Festbettfilter in der Regel zum großen Teil zurück und verschmutzen den mit der Zeit. Dadurch wird die Sauerstoffversorgung der Bakterien immer schlechter und damit die Nitrifikation. Oft passiert es dann gerade in der heißen Jahreszeit, dass durch die hohen Wassertemperaturen die Bakterien absterben und der Filter umkippt. Dies kann in einem Moving bed Filter nicht passieren, weil der Schmutz sofort ausgeschwemmt wird.
Auch hier gibt es im Handel viele Filtersysteme, sodass die Entscheidung schwer fällt. Egal für welches sie sich entscheiden, nehmen sie nicht das Kleinste und fragen sie danach, wie hoch die Durchflussrate durch den Filter ist, schließlich soll der Teichinhalt einmal pro Stunde durch den Filter.
Ich finde, nach wie vor hat der gute alte Mehrkammerfilter seine Berechtigung für kleine Koiteiche bis 50 m³. Zwar ist die übliche Bestückung nicht immer der Hit, aber die kann man ja ändern. Jedenfalls haben diese Systeme ein sehr gutes Preis/Leistungsverhältnis.
Auch bewährt haben sie die Nexus Filter. Mir persönlich gefallen diese Systeme sehr gut, weil es sich hier um einen Schwimmbettfilter handelt, der einmal eingefahren mit konstanter Leistung arbeitet, denn ein verschlammen ist nicht möglich. Für kleine Teiche bis 30 Kubik wirklich zu empfehlen.
Ich persönlich bin kein Freund von Patronenfiltern, da diese für die angestrebten Umwälzraten recht groß werden. Außerdem ist die Dimensionierung für den Laien zu schwer und werden hier Fehler gemacht, dann setzen sich die Patronen wegen der zu starken Strömung zu und der Filter verstopft. Ein weiterer Nachteil, am Boden des Filters sammelt sich der Schmutz und muss dann irgendwie aus dem System entfernt werden.
Beadfilter haben für mich nur dann eine Berechtigung, wenn einfach kein Platz vorhanden ist und sonst nicht! Sie brauchen immer eine mindestens doppelt so hohe elektrische Leistung wie offene Filtersysteme und das ist bei den heutigen Stromkosten sicher nicht optimal.
Regel 5
Bitte lassen sie immer die Finger von Systemen die gerade neu auf den Markt gekommen sind. Diese müssen erst noch beweisen, ob sie das halten was der Verkäufer verspricht.
Am einfachsten und wahrscheinlich auch am preiswertesten ist es, sich eine Filterkammer selber zu mauern und mit Folie auszukleiden. Das Wasser sollte tangential in die Kammer einströmen um eine Drehbewegung des Wassers zu erzeugen. Die Kammer sollte ca. 10% des Teichvolumens haben und große Rohrquerschnitte um die Pumpenleistung klein zu halten. Gefüllt wird er mit einer ausreichenden Menge schwimmfähigen Filtermaterials und fertig ist der selbstgebaute Schwimmbettfilter.
Regel 6
Der beste Filter ist der, der keine Arbeit macht. Die Erfahrung zeigt, umso aufwendiger die Reinigung eines Filters ist, umso seltener wird es gemacht. Vorsicht, auch Beadfilter und Spaltsiebe machen Arbeit!
Regel 7
Der wichtigste Filter ist der regelmäßige Wasserwechsel. Nicht alle Stoffe die sich im Wasser ansammeln, werden durch Bakterien abgebaut. Diese kann man am einfachsten durch regelmäßige Wasserwechsel von 10-30% je nach Besatz und Wasserbelastung entfernen.
Fragen zu den einzelnen Systemen oder Infos zum Bezug erhalten sie bei mir: info@koi-hobby.de
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