Ich werde versuchen in diesem Beitrag den aktuellen Stand der Technik bezüglich der Koihaltung aufzuzeigen.
Ich weiß, dieser Beitrag wird wieder für viele Diskussionen sorgen, aber
ich will trotzdem versuchen über den aktuellen Stand der Technik zu
berichten.
Wie dem aufmerksamen Leser sicher nicht entgangen ist, bieten wir
seit einiger Zeit auf koi-hobby.de die Planung für Teichanlagen an. Um
diesen Schritt zu gehen und war eine Menge Vorbereitung notwendig,
unter anderem auch, ein Anlagenkonzept zu finden, welches man auch
wirklich guten gewissens verkaufen kann.
Leider ist es ja so, dass wir eigentlich immer dann angesprochen
werden, wenn es nicht funktioniert. Auch auf den Vorträgen, wie zuletzt
auf der Interkoi, war das Groß der Zuhörer bereits Koihalter mit
bestehenden Anlagen und den damit verbundenen Unzulänglichkeiten.
In der Regel sind diese Unzulänglichkeiten:
- mangelnde Teichhygiene, (Dreckecken)
- zu geringe Umwälzraten und damit verbunden Schmutz am Teichboden, schlechte Nitrifikation
- hohe Stromkosten
- hoher Arbeitsaufwand bezüglich manueller Teichreinigung
- unzuverlässige Anlage
In der Regel ist es nicht einer dieser Punkte sondern alle irgendwie.
Doch warum ist das so? Nun, betrachtet man die gängige Koiliteratur,
dann gibt es kaum ein Buch indem überhaupt etwas zur Umwälzrate steht,
mir ist nur das neue Buch von Herrn Kammerer und Horst Kaiser,
„Nishikigoi Taikan Band 2“ bekannt. Weitere Informationen findet man
nur in der Literatur zur Kommerziellen Fischerzeugung. Hier ist
allgemein bekannt, das die Höhe der Umwälzrate einen massgeblichen
Einfluss auf die Nitrifikation hat. Gleiches gilt für das Thema
Verrohrung, auch hier findet man nur unzulängliche Informationen in der
gängigen Koiliteratur.
Dabei ist es rechnerisch beweisbar, welchen Einfluss die
Rohrquerschnitte auf die Pumpenleistung haben wie das nachfolgende
Beispiel deutlich macht:
l Beispielrechnung zur Ermittlung der Verlusthöhe:
– 15 m Rohrleitung, 5 x 90° Winkel, Volumenstrom 15m³/h
l Verlusthöhe einer 32 er Leitung ca. 19 m das bedeutet, das bei einer Sequenz 17000 nichts mehr ankommt
l Verlusthöhe einer 50 er Leitung ca. 3,6 m das bedeutet das bei einer Sequenz 17000 nur ca. 9000 l ankommen
l Verlusthöhe einer 100 er Leitung ca. 0,2 m das bedeutet das bei einer Sequenz 17000 annähernd 17000 l gefördert werden können!
l Zu den Verlusthöhen durch Einbauteile und Rohrleitung kommt in der Regel
auch immer noch eine geodätische Höhendifferenz also der tatsächliche
Höhenunterschied hinzu.
Warum wird dieses Wissen nicht angewendet? Keine Ahnung.
Nimmt man nun diese Fakten, das erstens eine möglichst hohe
Umwälzrate anzustreben ist und zweitens die Rohrquerschnitte lieber
etwas größer als zu klein zu wählen sind, dann versteht man nicht,
warum Teiche immer noch anders gebaut werden.
Nehmen wir einen 30 m³ Teich, der sollte nach heutigen Erkenntnissen
mindestens alle 2 besser jede Stunde umgewälzt werden. Dann stelle ich
SICHER, dass der Schmutz aus dem System entfernt wird und der Filter
optimal arbeitet. (Klar es gibt Teiche da funktioniert es auch mit
weniger)
Worauf will ich hinaus? In meinem Vortrag habe ich es so genannt:
Es gibt den Hobbyistenansatz und den Professionellen.
Der Hobbyistenansatz lautet wie folgt: Ich baue mir selber ein
System, egal wie. Funktioniert es bzw. bin ich damit zufrieden, gibt es
keinen Grund etwas zu ergänzen. Funktioniert es nicht, baue ich halt
weiter, wenn mir das spass macht kein Problem, vor allem wenn ich mir
dessen vorher bewusst bin.
Der professionelle Ansatz: Hier sieht die Sache ganz anders aus. Ein
Kunde beauftragt mich, einen Teich zu planen, der ohne manuellen
Reinigungsaufwand vollautomatisch funktionieren und eine bestimmte
Anzahl hochwertiger japanischer Koi beherbergen soll.
Dies bedeutet eben auch, dass ich eine Anlage planen muss, die
ohne eine weitere Nachrüstung auskommt, die in jedem Fall funktioniert.
Dies sichere ich meinem Kunden vertraglich zu, also muss ich auch
sicher sein, dass ich es einhalten kann.
Schaue ich nun im Koisektor auf die dort angebotenen Filtersysteme,
dann muss ich sehr schnell feststellen, dass die meisten nur für
Umwälzraten von ca. 10-15 m³ pro Stunde ausgelegt sind. Je nach
Filtertyp bekommt man zwar mit erhöhter Pumpenleistung auch mehr durch
ein System, aber dann wird der wirtschaftliche Ansatz vernachlässigt,
was man bei heutigen Energiekosten nicht tun sollte.
Manche Filtersyteme werden auch angeboten indem dort keine
Umwälzrate angegeben wird sondern eine maximale Teichgröße, diese
Angebote halte ich persönlich für unlauter, es wird nämlich kein Bezug
genommen auf die Schmutzbelastung im Teich, den Standort, die Anzahl an
Fischen usw., doch gerade die ist ja entscheidend für die Belastung des
Systems und den erforderlichen Filteraufwand.
Auf Anraten von Martin Kammerer bin ich dann zum Trommelfilter gekommen.
Dieser Filter, dessen Funktion auf unserer Internetseite an anderer
Stelle ausführlich beschrieben wird, ist ein professioneller
Schwebstofffilter der bereits seit 1984 sowohl in der Industrie und in
der Fischwirtschaft eingesetzt wird. Dies bedeutet, er hat sich dort
seit vielen Jahren BEWÄHRT. Dies hab ich in Fettschrift geschrieben,
weil ich besonders hervorheben möchte, das dieses System schon lange
erfolgreich im Einsatz ist.
In jedem neu erscheinenden Koimagazinen gibt es eine Werbung des
neuesten und ultimativen Filtersystems. Ob es funktioniert, ich weiß es
nicht und kann es nicht beurteilen. Ich persönlich fühle mich jedoch
wohler, ein System einzusetzen, dass schon seit vielen Jahren
professionell im Einsatz ist und BEWIESEN hat, das es im Dauerbetrieb
funktioniert. Nichts wäre schlimmer, als mit einem neuen System zu
planen und in ein zwei Jahren festzustellen, dass es nicht
funktioniert, dann fangen sie nämlich wieder an, zu bauen.
So plane ich die Teichanlagen derzeit mit einem Trommelfilter als
Schwebstofffilter, dann einer Pumpenkammer mit einer Rohrpumpe und
anschließend eine Biokammer im movingbed Verfahren. Dieses System ist
hoch effizient in seiner Reinigungsleistung, sparsam im Stromverbrauch
und nahezu Wartungsfrei.
Dabei werden die Systeme soweit vorgersütet, dass später der Einbau
einer Teichheizung und Regelungstechnik ohne großen baulichen Aufwand
möglich ist.
Ich möchte an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, dass die
Anschaffungskosten für das von mir geplante Filtersytem teuerer ist,
als ein anderes. Um diese Preisdifferenz jedoch richtig zu bewerten,
sollten sie zunächst die zurgrunde gelegte Umwälzrate vergleichen.
Meine Systeme arbeiten mit 100%/h. Legt man andere Systeme so aus,
relativiert sich die Preisdifferenz schon gewaltig.
Ein weiterer Punkt sind die Stromkosten bei gleicher Umwälzrate. Mir
persönlich ist kein anderes Filtersytem bekannt, das mit so niedrigen
Stromkosten auskommt bei 100%/h Umwälzrate.
Und ganz wichtig, sie haben keinen Arbeitsaufwand am Teich. Einmal
im Monat die Düsen des Trommelfilters überprüfen ist alles was sie noch
tun müssen, alles andere läuft vollautomatisch.
Ich war vor 2 Wochen in meinem Biofilter tauchen um einmal
nachzusehen wie sauber dieser ist. Ich war überrascht, kein Sediment am
Filterboden war zu finden, also auch keine organische Wasserbelastung!
Und dies hat einen direkten Einfluss auf die Fischgesundheit! Das kann
ich zwar noch nicht beweisen, aber wenn ich mir anschaue wie problemlos
meine Fische in diesem Jahr aus dem Winter gekommen sind, dann glaube
ich schon, dass eine verbesserte Teichhygiene einen massgeblichen
Einfluss daran hatte. Im übrigen bin ich mir auch sicher, dass alleine
durch die feine Filtration im Trommelfilter ein ganzer Teil Parasiten
aus dem System entfernt werden. (Die Siebe im Trommelfilter sind um den
Faktor 10 feiner als die eines Spaltsiebes)
Wenn ich nun alle oben aufgeführten Vorteile zusammen nehme:
- vollautomatisches System
- hohe Umwälzrate
- gute Teichhygiene => geringere Wasserkosten
- geringe Stromkosten
- feinste Filtration => kaum Schwebstoffe im Teichwasser
- verbesserte Fischgesundheit => geringere Behandlungskosten, geringere Verluste
und wenn ich dann nicht in Anschaffungskosten sondern in
Lebenszykluskosten denke, dann ist dieses System gar nicht mehr teurer
als ein anderes.
Ich jedenfalls halte dieses System (was im übrigen nicht nur von mir
gebaut wird) für den heutigen Stand der Technik und kann dies meinen
Kunden auch guten Gewissens schriftlich zusichern.
Für die jenigen, die bereit sind, abstriche hinzunehmen, gibt es als
nächste Alternative die Spaltsiebvariante. Durch ein Spaltsieb bekomme
ich je nach Hersteller und Siebgröße zwischen 10-15 m³/h sicher
gefiltert. Dabei hat das Sieb 2 Nachteile, bei großem Schmutzanfall
muss ich es oft reinigen, bis zu mehrmals täglich und der Schmutz wird
im Sieb zum Teil zerkleinert. Mir ist das in meiner Innenhälterung
aufgefallen. Futterreste im Sieb werden durch die ständige Bewegung im
Sieb zerrieben und bilden dann Feinsediment, welches sich dann
letzlich im Becken (Teich) absetzt und biologisch abgebaut werden muss.
Deshalb würde ich für eine Teichanlage mit Spaltsieben immer als zweite
Kammer eine Bürstenkammer vorsehen um dort das Feinsediment zurück zu
halten.
Vortexsysteme und Absetzbecken sind meiner Meinung nach nicht mehr
Stand der Technik, zum einen weil der Schmutz so lange im System
verbleibt bis ich dieses Systeme reinige und zum anderen weil ich mit
der Reinigung einen erheblichen Wasserverlust (Kosten) habe.
Ein Wort noch zur Teichheizung. An einen Koiteich für japanische Koi
gehört eine, genau wie ein vernünftiger Filter. Unsere Koi sind
hochgezüchtete Rassetiere und damit sehr empfindlich. Ihre optimale
Wassertemperatur beträgt 23-26°C. Wenn man alleine dieses Frühjahr mit
seinen stark schwankenden Temperaturen betrachtet, sieht man wie weit
weg man von diesem Optimum ist. Deshalb gehört an einen gut geplanten
Teich eine Heizung die er ermöglicht, von März bis Oktober mindestens
18°C im Teich zu halten und im Winter mindestens 10°C.
Mein Ziel war, mit diesem Beitrag zu zeigen, was ein modernes
Filtersytem für einen Koiteich leisten kann und ihren Blick weg von den
Anschaffungskosten hin auf die gesamten Kosten zu lenken.
Mehr von unseren Systemen finden sie unter der Rubrik: Unsere Teichplanungen