aber wie?
Ich schreibe diesen Beitrag, wohl Wissend, das ich 2002 noch was ganz anderes geschrieben habe. Aber das ist ja auch der Sinn dieser Internetseite, Sie liebe Leser sollen an dem Entwicklungs-, und Erfahrungsprozess beteiligt werden, den wir jeden Tag und jedes Jahr bei der Koihaltung machen.
2002 schrieb ich noch, dass ich den Einsatz von Salzsäure im Koiteich für gefährlich halte und deshalb ablehne, heute kann ich sagen, nachdem ich es in der letzten Saison probiert habe, es ist mit ein paar Sicherheitsüberlegungen eigentlich kein Problem.
Aber warum Salzsäure, nun wegen der Fadenalgen. Zwar gibt es mitlerweile im Handel ein Fülle an Mitteln, die auch tatsächlich gegen Fadenalgen wirken, aber die haben meiner Meinung nach mehrere Nachteile:
- Ich weiß nicht was ich ins Wasser kippe
- Somit weiß ich auch nicht, ob es für die Fische bei Überdosierung schädlich sein kann
- es ist teuer
- es ist durch regelmäßige Wasserwechsel schwierig zu dosieren
Diese Nachteile habe ich bei Salzsäure nicht. Um das zu erklären müssen wir einen kleinen Ausflug in die Chemie machen. Wasser hat die chemische Formel H2O, Salzsäure hat die Formel HCl und Kochsalz, welches wir ja zur Vitalisierung unserer Fische gerne verwenden hat die Formel NaCl. Nun muß man wissen, das im Wasser nichts in fester Bindung vorkommt, sondern jede lösbare Verbindung im Wasser als sogenanntes Ion auftritt. Das heißt, H2O zerfällt in H und O, Salzsäure in H und Cl, Kochsalz in Na und Cl. Diese einzelnen Bestandteile der Stoffe nennt man Ionen. Betrachtet man nun die einzelnen Ionen, so stellt man fest, das die eigentlich gefährliche (weil ätzende) Salzsäure aus Bestandteilen besteht, die wir andauernd im Wasser haben. Deshalb ist Salzsäure auch sobald sie im Wasser vermischt ist, absolut ungefährlich für Fische.
Das einzige was für unsere Fische gefährlich ist, wäre die falsche Handhabung und Dosierung. Und wir müssen darauf achten, welche Salzsäure wir verwenden, d.h. technische, chemisch reine oder Analysequalität. Der Unterschied liegt in der Verunreinigung der Salzsäure mit Schwermetallen. Hiezu bekommt man jedoch vom Lieferanten der Salzsäure i.d.R. eine Analyse. Von der verunreinigten Salzsäure ist abzuraten.
Zur Dosierung. Wenn ich mich dazu entschließe den pH-Wert mittels Salzsäure auf Werte um 7 einzustellen sind zwei Dinge zwingend:
- Die genaue Messung des pH-Wertes im Teichwasser
- Das langsame senken des pH-Wertes
Unsere Koi vertragen eine recht große Bandbreite des pH von etwa 5-9, was sie aber gar nicht mögen, ist eine schnelle Veränderung. Ich habe mir so beholfen, das ich die gekaufte 30% HCl mit Teichwasser verdünnt habe, dazu habe ich ein Drittel HCl mit zwei Drittel Wasser gemischt und dass habe ich dann manuell zudosiert. In weichem Wasser braucht man wenn überhaupt nur ganz wenig Salzsäure, in hartem Wasser zunächst relativ viel. Trotzdem, auch wenn am Anfang der pH scheinbar nicht sinkt, trotzdem langsam weiter machen, auf einmal geht es dann ganz rasch.
Womit wir bei der Messung sind, ich halte die meisten Tröpfchentests für zu ungenau und favorisiere die photometrische Messung oder die mittels pH Messgerät.
Ziel muß sein, den pH Wert innerhalt eines kleinen Schwankungsbereiches stabil zu halten, nur dann sind die Koi nicht gestresst. Wieviel HCl man letztlich benötigt, hängt vom Ausgangswasser, dem Standort des Teiches und der Wasserwechselrate ab.
Jedenfalls war das Ergebnis bei mir im letzten Jahr traumhaft, nur noch ein ganz kurzer Algenrasen, und kein Algenverstopfungen mehr im Filter.
Natürlich kann man das ganze auch Automatisieren, wobei aber die Messtechnik wirklich sehr zuverlässig sein muß um kein Desaster zu erleben. Ich habe ja schon einige Jahre Mess und Regelanlage von Prominent im Einsatz, sodass automatisch bei Überschreitung meines definierten Grenzwertes Salzsäure zudosiert wurde. Die Messeinheit ist so aufgebaut, dass zwei Elektroden unabhängig voneinander messen und tritt eine Abweichung auf, wird die Regelung gestoppt.