Apr29
Neues zu Nitrit
Neues zum Thema Wasserwerte!
Neues zum Thema Wasserwerte!
Es ist das Bestreben von www.koi-hobby.de den Fragen auf den
Grund zu gehen, ein Unterfangen welches manchmal nicht ganz einfach
ist.
Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, das wir uns seit
einiger Zeit mit dem Nitritwert NO2- befassen. Hierzu gibt es in der
mir vorliegenden Literatur Grenzwerte die sich zwischen 0,05 mg/l und
0,2 mg/l als maximal tolerierbaren Wert bewegen. In der Literatur, vor
allem Koi Literatur, wird ausschließlich der Begriff Nitrit NO2 – oder
Nitrit Stickstoff NO2-N gebraucht.
Nitrit entsteht als Abbauprodukt der Eiweißverbindungen aus Ammonium und wird in einem weiteren Schritt zu Nitrat oxidiert.
Ammonium + Sauerstoff = Nitrit; Nitrit + Sauerstoff = Nitrat
In meinen bisherigen Messungen war es mir kaum möglich
Ammoniumkonzentrationen zu messen die für Koi gefährlich wären,
lediglich in ganz neuen Anlagen ist dies machbar. Bei Nitrit sieht das
aber anders aus. Alleine über ein Eiweißreiches Futter steigt dieser
Wert sehr schnell an. Nicht eingefahrene Filter oder eine unsachgemäße
Filterreinigung lassen den Nitrit auch sofort messbar in die Höhe
gehen.
Ich habe selbst in meiner Anlage aufgrund des hohen Besatzes
immer einen Nitrit Wert um 0,1 – 0,2 mg/l mit meinem Photometer von M-N
ermittelt. Bislang war ich mit diesem Wert überhaupt nicht zufrieden,
dachte ich doch, bereits an der kritischen Grenze zu sein. Häufige
Wasserwechsel, eine Kochsalzzugabe und ständige Nervosität waren die
Folge.
Umso erstaunter war ich, als mich Herr Quillmann vom KLAN an einen Autor verwies, der von ganz anderen Zusammenhängen ausgeht.
Es handelt sich um das Buch: "Gewässergüte bestimmen und
beurteilen", von Herrn Dr. Werner H. Baur. Dieses Buch kann ich
übrigens wärmstens empfehlen. Herr Dr. Baur schildert hier anschaulich
und leicht verständlich die Zusammenhänge im Wasser.
Er schreibt in seinem Buch, das Nitrit im Wasser in zwei
Formen vorkommt. Einmal als Nitrit und einmal als Salpetrige Säure. In
welcher Form es nun im Wasser vorliegt, das hängt , ähnlich wie beim
Ammonium/Ammoniak (nur mit umgekehrtem Vorzeichen), vom pH-Wert ab: Je
höher der pH-Wert, desto geringer ist der Prozentsatz, der als
fischgiftiges HNO2 (Salpetrige Säure) vorliegt, desto höher der Anteil
des "harmlosen" NO2- . Da ab pH 6 aufwärts praktisch kaum giftiges HNO2
mehr vorliegt (es sind bei pH 6 nur noch 0,24% des Messwertes), kommen
bei normalen pH-Werten (bei 7 oder über 7) praktisch kein Fischsterben
durch Nitrit mehr vor.
Abb. 3.13 pH-Abhängigkeit des Gleichgewichtes HNO2/NO2
Quelle: Gewässergüte bestimmen und Beurteilen, Dr. Werner H. Baur
Ich zitiere weiter:
Um eine Gefahr für Fische erkennen zu können, müssen also immer
zwei Messwerte erhoben werden; das Nitrit und der pH-Wert, um dann aus
Abbildung 3.13 den Wert von HNO2 ermitteln zu können. Zwischenwerte
können geschätzt werden.
Welche Konzentrationen (Messwerte)im Wasser
enthalten sein müssten, um den Grenzwert nach DEUFEL von 0,01 mg/l HNO2
zu erreichen, das ergibt sich aus Tabelle 3.15.
pH-Wert |
HNO2 in % |
Toxisch wirkender Messwert in mg/l |
5,0 |
2,34 |
0,04 |
5,5 |
0,75 |
0,13 |
6,0 |
0,24 |
0,42 |
6,5 |
0,08 |
1,3 |
7,0 |
0,02 |
4,2 |
7,5 |
0,01 |
13,2 |
8,0 |
0,002 |
41,7 |
8,5 |
0,001 |
132,0 |
Tab. 3.15 Toxisch wirkende Nitrit-Messwerte in Abhängigkeit vom pH-Wert (nach Deufel, 1995)
Ich habe mit Herrn Dr. Baur zu diesem Thema telefoniert und er
bestätigte mir, Zitat; "dass die giftigere, also problematischere
Substanz nicht das NO2-, sondern das HNO2, also die salpetrige Säure,
ist. Zu welchen Anteilen die beiden Substanzen vorliegen, das hängt vom
pH-Wert ab. Der mit Hilfe der gängigen Messinstrumente erhobene Wert
ist immer der Summenwert aus beiden zusammen, so wie wir es von
Ammonium (NH4-) und Ammoniak (NH3 ) her kennen. Nur ist der kritische,
also toxische Grenzwert bei Ammoniak bei 0,01 mg/l anzusetzen, bei der
salpetrigen Säure bei 0,001 mg/l."
Diese für mich neuen Informationen waren doch eine große
Überraschung und Erleichterung. Einzig die Tatsache, das dieser
Zusammenhang in keinem deutschsprachigen Koi Buch vorkommt gibt mir
doch sehr zu denken!
Es sei noch angemerkt, das das vorhanden sein von Nitrit im
Teichwasser in Werten über 0,05 mg/l in jedem Fall auf eine nicht ganz
optimale Filtration, oder einen zu hohen Besatz hindeutet. Ich habe
dieses Jahr bei vielen Teichen diese Werte ermittelt und durchaus
einige gefunden bei denen Nitrit um 0,05 mg/l lag.
Herr Dr. Baur bat mich gebeten, darauf hinzuweisen, dass er
ein PC-Programm zur Bestimmung der Gewässergüte entwickelt hat. Es
umfasst die biologische Untersuchung, dazu die gängigsten
chemisch/physikalischen Parameter. Es berechnet aus den Messwerten die
prozentuale Sauerstoffsättigung, den Ammoniumwert, die salpetrige Säure
und die Kohlensäure. In der Statistik werden die erhobenen und
errechneten Werte verwaltet und anschaulich dargestellt. Interessenten
können sich bei mir melden.
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